Wednesday, December 31, 2008

Juli - Nationalfeiertag, Hochzeit, Freimaurer und wohlverdienter Urlaub

Die Nacht zum 14. Juli haben wir auf der Terrase bei Wein verbracht. Das ist deshalb erwähnenswert, weil das eine der ganz seltenen Nächte war, in der das überhaupt möglich war. Der Rest-Sommer war ein einziger Albtraum aber das scheint irgendwie die genrelle Tendenz in Paris zu sein.

Und auch der Süden, wo es ja immer warm ist und wo sich Autokolonnen schwitzender Franzosen stundenlang ab Ende Juni hinquälen wie Deutsche damals im Käfer über den Brenner nach Italien, war dieses Jahr recht launisch. Das mussten unsere Freunde Constance und MarcO leider gerade an ihrem Hochzeitstag erfahren. Wie natürlich nicht anders zu erwarten wurde im Süden geheiratet.
Nicht, dass sie wirklich aus der Gegend käme (sie ist geborene Pariserin) aber ihre Eltern haben ein Haus dort und so wird auch eine Hochzeit dort möglich. Also fuhren wir mit dem uns schon langsam bekannten TGV über das Wochenende in den Süden. Wo wir schon dabei sind hatten wir uns den Freitag frei genommen, um ein bisschen in Nimes am Pool zu liegen. Nebenbei auch bei der Promi-Frisörin der Schwiegermutter gewesen. Samstag dann in den Ort, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Die Eheleute hatten ihrer Einladung eine Liste mit Hotels und Gaststätten beigelegt. Unsere lag mitten im Dorf auf der Hauptstrasse. Die Gastgeber hatten ganz offensichtlich ein altes Haus geerbt oder gekauft und brachten da eben Gäste unter. Uns empfingen sie mit offenem Hemd, zumindest der Hausherr, und einem schielenden Auge mit einer fiesen Narbe verziert. Ein bisschen eigenartig sah er schon aus aber beide sehr nett.
Im Hotel dann noch ein Fettnäppchen gefunden und voll rein: wir kannten abgesehen von den Brautleuten auf der Hochzeit niemanden, dachten aber, dass ein gemeinsamer Freund von uns sicherlich auch von der Partie wäre. Angerufen, ob wir uns denn nicht vorher auf einen Drink treffen wollen. Es stellte sich heraus, dass er gar nicht eingeladen worden war.
So also alleine einen trinken gegangen, danach Vorbereitungen zum grossen Event. Die Eltern der Braut waren nämlich mitnichten irgendwelche Leute: die Grossmutter der Braut war eine Adelige, eine Comptesse von was weiss ich noch. Der Vater der Braut war Konsul in New York. Ganz feine Familie. Das erklärte auch die Adressen auf der Einladung: 7., 16. und 17. arrondissement, nur das Feinste. Wir standen auf der Liste des Bräutigams, ein Schulfreund aus Nimes. Seine Mutter ist Hamburgerin aber schon seit Jahren nicht mehr dort gewesen. Die Kirche lag mitten im Dorf, war gut gefüllt, der Bräutigam stand am Altar und wartete, als es anfing zu nieseln. Aus Nieselregen wurde im Laufe der Zeremonie richtiger Regen, dann peitschender Regen und pünktlich zum Jawort ertönte der erste Donnerschlag.
Der Auszug aus der Kirche fand dann unter wenig fotogenen Regenschirmen in allen möglichen Farben statt. Immerhin, der Empfang konnte von der Terrasse nach innen verlegt werden, was die Veranstaltung rettete. Die Tischordnung sorgte für Überraschungen: Jerome trafe einen Freund aus Kindheitstagen wieder, mit dem der Kontakt seit etwa 15 Jahren abgebrochen war. Selbiger fand sich gegen 3 Uhr nachts im Kofferraum eines Autos wieder. Und zwar kam das so: Ein Bekannter der Braut wird unter Ankoholeinfluss recht angriffslustig. Auf dem Weg zu unserem Auto sahen wir die Braut in hitziger Diskussion mit eben diesem Bekannten. Da sie offensichtlich Erfahrung mit dergleichem Verhalten seinerseits hatte, dachten wir uns nichts weiter, verabschiedeten uns und traten den Heimweg an. Keine 10 Minuten später wurde der angetrunkene Bekannte handgreiflich, man bat den erstbesten halbwegs soliden Herren zur Hilfe, in dem Falle Benoit, der wiedergefundene Kindheitsfreund, der die Lage schlichten sollte. Stattdessen wähnte sich der angetrunkene Bekannte in Supermann-Laune und verpasste Benoit mit der gesamten Kraft seiner 60Kilo einen auf die Nase. Selbiger fackelte nicht lange und schlug zurück - was wohl nur als ein leichter Schlag gedacht war, der den jungen Mann eher zur Besinnung als ausknocken sollte, kostete dem Supermann dank der 120 Kilo von Benoit 2 Zähne. Da der Skandal jetzt gerade erst seine Apotheose erreichte, wollte der Bruder des angetrunkenen Zahnlosen nun die Polizei verständigen und Anzeige gegen Benoit erstatten. Nun muss man zwei Aspekte in Betracht nehmen: beide Eheleute arbeiten in angesehenen Anwaltskanzleien, unter diesen Umständen - also umzingelt von Anwälten, die bezeugen können, dass Benoit nur reagiert hat - Anzeige erstatten zu wollen ist ohnehin nicht sonderlich clever. Zum zweiten fand die Hochzeit ja im Süden statt. Um da Nachts um 4 einen Polizisten rauszuklingeln, sollte schon eine Massenschlägerei im Gange sein. Nichtsdestotrotz: der Wachmann kam, recht verschlafen und sichtlich genervt, Benoit war unterdessen im Kofferraum verschwunden, für alle Fälle. Wer also wen angegriffen hätte - "Ja man wisse nicht so recht, er hiesse wohl Benoit" - "Soso, und wie hiess er denn weiter, dieser Benoit?" - "Ganz sicher sei man sich jetzt nicht, etwas wie Oignon (Zwiebel)" - (leicht schnaubend) "Ach, und hätte dieser Benoit Zwiebel denn auch einen Wohnsitz?" - "Ja, er wohnt irgendwo bei Paris". Ungenauer konnte man einen Wohnsitz in Frankreich tatsächlich nicht mehr angeben und die Sache war für den Wachmann damit beendet.Das alles erfuhren wir erst am darauf folgenden Tag, als wir uns zum traditionellen Brunch der engsten Freunde und Familie wiedersahen (wobei uns nicht ganz klar war, warum man uns diese Ehre erwies). Vorher hatten wir allerdings ein Erlebnis der ganz anderen Art. Entgegen aller französischen Gebräuche, war der ältere Herr, in dessen Pension wir untergekommen waren, mehr an Jerome als an seiner (in aller Bescheidenheit) charmanten Begleitung interessiert. Ziemlich schnell kam er auf die Geschichte des Hauses zu sprechen, das wohl ein ehemaliger Gasthof für Tempelritter war. Und viele Tempelritter seien ja Freimaurer gewesen. Französische Freimaurer sind etwas weniger geheimnisvoll als in Deutschland, wobei ich nicht einmal sicher sagen konnte, wo und ob überhaupt noch welche existieren. In Frankreich jedenfalls existieren sie, laden grosse Magazine zu Fotoreportagen ein und geben gerne ihre Meinung zum aktuellen Geschehen ab. Unser Gastwirt beteuerte also, selber der bekanntesten Loge anzugehören. Ausserdem sei er Sammler alter Freimaurer-Indizien. Meine bessere Hälfte fühlte sich wie im Da Vinci Code! Und er könnte uns die gesammelten Insignien zeigen. Nebenan. Da seien sie versteckt. In einem Haus. Ich wollte am liebsten so schnell wie möglich weg von dem Narbengesicht. Seine leicht frenetische Art ging mir langsam wirklich auf den Zeiger. Aber wenn man meinen Göttergatte einmal heiss gemacht hat, geht er schnurstracks seinen Weg. Wir fanden uns also im Nebenhaus wieder. Narbengesicht hatte das Tor mit einem der 15 Riesenschlüssel an seinem separaten Schlüsselbund aufgesperrt, die Tür mit dem zweiten und so fort. Kein Licht, das Haus selber war ganz offensichtlich seit den 50er Jahren nicht mehr bewohnt worden, sämtliche Fenster waren verbarrikadiert. Ich wollte wieder nur weg. Stattdessen stampfte ich hinter Jerome und Narbenfratze die Treppen hoch und gab mir Mühe, seinem offensichtlichem Frauenbild ensprechend diskret zu sein, wo ich die Herren schon nicht alleine liess. Im ersten Stock hatte er tatsächlich eine Art Museum eingerichtet. Dort fanden sich Freimaurer-Ketten, Säbel und diese Art Schürzen, eine davon hatte angeblich Voltaire gehört. Mitterrand sein natürlich auch Freimaurer gewesen und viele aktuelle Politiker und Geschäftsleute aber da könne er voerst keine Namen geben. Das "vorerst" war natürlich bewusst gewählt, der gesamte Rundgang schien langsam zur Rekrutierungstour auszuarten. Narbenfratze wurde mir immer unsympatischer. Jerome war hellauf begeistert. Dass ein Freimaurer ihn für seine Reihen gewinnen wolle, was für eine Ehre!
Zu meinem Glück hielt die Begeisterung nicht lange genug an um tatsächlich eine Bewerbung abzuschicken.
Wieder zurück in Paris ging es daran, den Kleiderschrank aufzustellen. Schwitzend, keuchend, jammernd und fluchend hatte das Ding plus die Küche 1 gute Tonne gewogen (1.000 Kilo !!!), jetzt da es schon 2 Monate in der Wohnung rumstand war der Tag gekommen, oder die Tage, in einem war's nämlich dann doch nicht fertig. Am Abend des 1. Tages machten wir unerfreulicherweise Bekanntschaft mit den Nachbarn unter uns: wir klopften gerade die letzten 3 Nägel um 22h03 in die Rückwand, als es Sturm klingelte. Natürlich wegen der Klopferei. Soviel zu französischem laisser faire: nix da! Um 10 ist gesetzlich Schluss und wir waren 3 Minuten drüber.
Dafür hatten wir inzwischen ein Urlaubsziel gefunden: Marokko, genauer Marrakesch, die Köngiliche. Über's Internet, im Club Med. Das Angebot war günstig, das Budget riskierte qua all inclusive keinen Genickbruch, der Flug ging über Easy Jet.
In Erlangen wartete inzwischen eine Freundin auf ihre Regel - oder vielmehr auf das Unterbleiben selbiger.

Juni - oder wie man lernt, sich in Geduld zu üben

Der Juni war lang. Zu lang. Es ging nämlich nicht viel voran. Zumindest  kam uns das so vor. das war aber vor Juli, in dem wirklich nicht viel voran ging. Also anfangs kam Bertrand vorbei und hat uns unsere Küche eingebaut. Ausserdem noch die Trennwand zum Kleiderschrank, die unsere Vorbesitzer gezimmert hatten, rausgerissen und eine ordentliche reingebaut. Die ist jetzt nach teutonischem Standard an die 10cm dick. Jerome hat sich erstmal gefragt, wieviel Geld diese Wand kostet bei einem qm-Preis von 6.500€. Aber solide ist sie und das tut ja schonmal gut. Das kann man nämlich von den sonstigen Trennwänden in der Wohnung, die nachträglich reingezogen wurden, nicht sagen. Die Norm sind 5cm Gipsspanplatten. Innen hohl. Wir wollen einfach mal annehmen, dass das zur Stabilität beiträgt. Und die Jungs von Khalifa haben inzwischen auch ordentlich vorangekommen und haben die Elektrik fast fertig. auch wenn man das nicht sieht. Was man aber sah waren Kabel, viele Kabel. Die lagen irgendwie wenig vertrauenserweckend irgendwie in der Wand. Selbige hatte klaffende Löcher, warum auch immer.
Inzwischen kamen wir aber anderweitig ins Schwitzen. Unseren Renovierungskredit hatten wir zwar zugesagt bekommen, um selbigen aber überwiesen zu bekommen muss man Rechnungen präsentieren. Und die erfragten wir nun schüchtern. Dann mit der Zeit auch etwas vehementer. Immerhin muss man die Rechnung in einer bestimmten Frist nach Genehmigung des Kredits schicken, sonst verfällt der Anspruch auch selbigen nämlich wieder. Irgendwie schien ihm diese Rechnungs-Geschichte derart unangenehm zu sein, dass er einfach gar nicht mehr kam.
Nun, wir hatten ja schon die Hälfte der Renovierung hinter uns, also hätte er uns an der Stelle einfach hägen gelassen, hätte ihm das mehr geschadet als uns. Immerhin hatten wir nie etwas mit ihm unterschrieben und auch nie auch nur das Geringste an Kohle gezahlt. Aus diesem Grund (und weil wir ja immernoch kostenlos wohnten), war ich persönlich auch recht kulant und hab Jerome auch davon überzeugen können, etwas Geduld zu haben. War aber nicht immer ganz einfach. Wenn man abends nach der Arbeit in freudiger Erwartung die 5 Stockwerke in die Wohnung geschnauft ist, um zum wiederholten Male festzustellen, dass rein gar nichts passiert ist, geht einem das schon ziemlich auf die Nerven. Sobald wir ihn an der Strippe hatten, kamen Beteuerungen der abenteuerlichsten Art, aber viel ging nicht voran.
Dafür eröffnete er uns eines Tages, dass der voraussichtliche Endbetrag um 5000€ unter Plan bleiben würde, womit ich mich gleich an die Urlaubsplanung machte.
Uns hatten nämlich Jeromes Freunde ganz ordentlich auflaufen lassen. Ursprünglich war eine Segeltour im Mittelmeer geplant, da einer seiner Freunde einen entsprechenden Schein hat. Die kam nie zustande, weil er erst nicht recht weg konnte, dann nicht genug Geld hatte und schliesslich wurde die Zeit zu knapp um noch was Schwimmendes zur Miete zu finden. Am Ende gaben wir auf und verschoben den Segeltörn auf nächstes Jahr. Da nun unser Kapitän von Boot gegangen war, versuchte Jerome den Rest zusammenzutrommeln um eben woanders ein Haus zu mieten. Nur wo? Spontan kam der urfranzösische Reflex: warum in die Ferne schweifen, wenn das verpisste Mittelmeer liegt so nah? Eines der befreundeten Paar schlug Sportaktivitäten im Süden, genauer um Korsika rum vor. Ganz nett aber ich fragte mich schon, ob wir unbedingt in Frankreich bleiben müssen, wenn wir doch schon plötzlich ungebunden sind. Die weibliche Hälfte des anderen Paares wollte aber keinen Sport machen. Da sie nun schon mit Nein-Sagen angefangen hatte, hielt ich mich auch nicht mehr zurück und tat meine Meinung zu Frankreichurlaub im Allgemeinen kund und wir könnten ja auch nach Spanien, Italien, Griechenland, Maghreb was weiss ich, aber raus. Nicht weit weg, billig und man sieht mal was Neues. Keine Reaktion. Was natürlich hiess, sie hatten keinen Bock drauf nur eben noch kein Gegenargument. Gegevorschläge hatten sie auch nicht. Schliesslich hat Jerdome sie wieder angeschubst, da kam: "wir könnten ja abstimmen". Also jedes Paar schlägt bis zum Tag X 3 verschiedene Aktivitäten/Ziele vor, jedes Paar muss dann eine Liste nach Prioritäten machen, darf aber dabei nur einen seiner eigenen Vorschläge wählen und pro Dingens gibt's dann so und so viele Punkte, die zusammengerechnet dann eben ein Ergebnis bringen werden. Da war mir klar: das wird nie was. Nichtsdestotrotz habe ich mich also auf die Suche gemacht nach möglichst unterschiedlichen Vorschlägen, die auch brav in ein Word verpackt und rumgeschickt. Von den anderen kam gar nichts. Also Jerome wieder herumtelefoniert. Ja aber sie hätten so viel zu tun und deswegen hätten sie noch nicht kucken können...ich sagte nochmal: das wird nichts. Am Ende kam eines der Pärchen mit dem Argument, sie würden ihren Sohn bei den Grosseltern lasen und könnten deswegen überhaupt gar nicht aus Frankreich raus weil wenn der krank würde und was weiss ich. Es war klar: Südfrankreich oder gar nichts. Mir war's zu blöd und ich hab auf stur gestellt. Inzwischen hat Jerome die Nase auch ganz schön voll gehabt, immerhin war er der einziger der geanzen Truppe, der sich den Hintern aufriss um wenigstens Vorschläge zu bekommen oder irgendeine Lösung zu finden. Von allen anderen - und inzwischen ja auch von mir - kam nur njet. In all den Jahren, in denen wir zum teil zu 12. in Urlaub gefahren sind habe ich noch nie ein derartiges Theater erlebt. Weder um den Zeitpunkt zu bestimmen, noch wer mitkommt, noch wo wir essen gehen...aber das hier hörte sich nicht so an, als würde ich mit denen meinen Urlaub verbringen wollen. Immerhin hab ich keine sonderliche Lust, jedes mal eine UNO-Vollversammlung einzuberufen, wenn entschieden werden muss, wo wir essen gehen. Inzwischen hatten manche von denen auch die Nerven, Jerome unterschwellig Vorwürfe zu machen, von wegen wegen ihm hätten sie einen beschissenen Sommerurlaub gehabt. Da bin ich erst richtig hochgegangen: sich nicht bemühen, alles blockieren und dann den anderen in die Schuhe schieben? WIR hatten ohne sie einen wunderbaren Urlaub aber dazu später mehr.
Positiv zu bemerken: wir haben Fliessen gefunden. Einfache grosse graue Fliessen für den Boden in der Küche und im Bad, cremeweisse matte Fliessen für die Wand im Bad. Geliefert rechtzeitig, die Auslegung sollte noch ein bisschen länger dauern.

Mai - Renovierung, Berg und Hornbach

Anfang Mai ging es los: am Maifeiertag haben wir die Fenster angeschliffen und gestrichen und nochmal abgeschliffen und gestrichen usw. Khalifa und seine Jungs haben danach die komplette Bude erst einmal vollkommen auseinander genommen und uns nebenbei erklärt, dass sie sich um die Fenster schon auch gekümmert hätten. Wär ja eh im Preis drin. Da wir ja aber noch immer keinen ordentlichen detaillierten Kostenvoranschlag hatten, wussten wir das nicht. Selbiger erwies sich als ziemlich schwer zu bekommen. Zwar sicherte er uns in einem fort zu, dass die Arbeiten auf gar keinen Fall über dem sein würden, was wir vereinbart hatten, das half uns aber leider nicht, den berühmten "Prêt à Taux 0" zu bekommen. Das ist ein extra 0%-Kredit vom Staat, der für Ausbau und Renovierung gedacht ist. Den muss man aber natürlich beantragen. Mit einem Kostenvoranschlag. Und wenn man den nicht rechtzeitig beantragt, dann wird er einem natürlich auch nicht rechtzeitig bewilligt und dann kann man auch nicht zahlen. Schien ihn alles nicht im Geringstern zu beeindrucken. Als ich anfing, mir ernsthaft Sorgen zu machen, eröffnete er mir, dass er ja noch keine eigene Firma hätte und deswegen auch keine offiziell gültigen Kostenvoranschläge schreiben kann. Auch das nebenbei in erstaunlicher Ruhe vorgetragen. Was tun? Mir war's inzwischen wurscht, ich hab seinen alten Kumpel kontaktiert, dessen Freundin mit mir gearbeitet hat. Der hat mir dann einen Kostenvoranschlag geschrieben. Als Kreditvergabe-Stelle hätte ich mich jetzt natürlich schon gefragt, warum die Leute, die in Paris eine Wohnung renovieren wollen, einen Handwerker im Süden Frankreichs mit selbiger Renovierung beauftragen. Aber DAS war ga rnicht das vorrangige Problem. Nach Prüfung unserer Papiere (inzwischen hatten wir ja Übung mit der beinahe preussischen Gründlichkeit der französischen Behörden), bekamen wir zu hören, dass sie unser "Dossier" genauer prüfen müssten weil ich zu dem Zeitpunkt einen CDD, also einen befristeten Arbeitsvertag, hatte. Man stelle sich also vor, die Bank leiht uns Geld für den Kauf einer 280.000€ teuren Wohnung aber die Sozialkreditanstalt will die 8.000€ Renovierungszulage nicht rausrücken weil unser Dossier angeblich nicht wasserdicht genug ist? Barrikaden wurden erstürmt, von Jerome und seinem Vater gleich auch noch. Letzterer ist ein ziemlich hohes Tier mit ziemlich wirksamen Beziehungen. Danach war alles kein Problem.
Ich beschäftigte mich inzwischen mit den Feinheiten der IKEA Preisgestaltung zwischen Deutschland und Frankreich. Ein Faktum Küchenschrank kann in Deutschland 90€, in Frankreich aber 95€ kosten, Eine Abstrakt weiss Küchenfront wiederum kann dann in Frankreich wieder billiger als in Deutschland sein. Für die Kühl-Gefrierkombination Frostig kann man in Frankreich mal eben an die 100€ mehr hinlegen als in Deutschland. Alles in allem stellte sich also die Frage, ob es sich lohnen könnte, das Zeug in Deutschland zu kaufen, einen Transporter zu mieten und Bertrand damit herfahren zu lassen. Meine Berechnungen würden meine ehemaligen Mathe-Lehrer in pures Erstaunen, vielleicht sogar Begeisterung versetzen, führten aber letztlich zu dem Schluss, dass wir die Küche komplett in Frankreich gekauft haben. Immerhin hatten wir's jetzt schwarz auf weiss. Die besagten Berechnungen wurden dann aber natürlich auf andere Anbieter erweitert: können wir uns eine Markenküche leisten? (natürlich nicht!) Auch nicht, wenn Jerome über seinen CE (Betriebsrat) Rabatte bekommt? (immernoch nicht) Wäre es nicht möglich, im Saturn (oder Darty oder Carrefour) eine ähnliche Kühl-Gefrierkombination günstiger als bei IKEA zu bekommen? (nein) Sollen wir wirklich das Gaskochfeld, das uns die Vorbesitzer da liessen weiterbenutzen oder lieber ein Ceran Kochfeld kaufen? Und wenn: von wem? IKEA? Darty? Saturn? In Deutschland oder in Frankreich (ein Kochfeld passt ja in den Golf meiner Mutter)? Oder am Ende vielleicht doch ein Induktionskochfeld? Und überhaupt: sollen wir wirklich Abstrakt weiss nehmen oder nicht vielleicht doch lieber rot? Immerhin wäre ein bisschen Farbe in der Wohnung ja auch ganz nett. Aber bei rot streitet man sich immer so viel. Also doch lieber weiss. Oder blau? Blau beruhigt. Am liebsten ja sowieso Alu, aber das ist so schwierig zum sauberhalten.
Ja aber was machen wir jetzt eigentlich im Bad? Sicher, dass wir eine Badewanne wollen? Ein Dusche lässt aber doch viel mehr Platz. Und Fliessen. Am besten Mosaik. In Schwarz-Weiss. Schwarze Mosaik-Fliessen an der Badewanne und der Wand dazu, der Rest weiss. Aber sieht das dann nicht ein bisschen trist aus? Um nicht zu sagen Friedhofsmässig? So ein schwarze Mosaik-Sarg im Bad? Also kein schwarz-weiss. Dann eben Metro-Fliessen, wie in unserem Bad im Hotel in New York. Weisse Fliessen wie in den Pariser Metro-Stationen mit dieser hübschen Bordüre als Abschluss. Dazu rote Wände. Gebongt. Also los zum Fliessen-Händler. "Wie? Sie haben keine Bordüre dazu?" Ratlosigkeit macht sich breit.
Zum Ausspannen Abstecher auf'n Berch. Sonne schien, ordentlich getrunken haben wir. Samstag dann los, Einkaufsmarathon. Ein Minimum an Qualität hat seinen Preis. Und der ist in Frankreich höher als in Deutschland. Also auf zu Hornbach um Lichtschalter zu kaufen, die nicht aussehen wie frisch aus dem 70er Jahre Katalog und dazu noch 'nen Arm kosten. Und weil wir gerade dabei sind: Badarmaturen. Grohe, schlicht schick, bestädig, bezahlbar. Und der Zufall wollte es, dass eine Duntabzugshaube auch noch mitkam. Schwer beladen und 400€ ärmer also am Sonntag zum Sperrgepäckschalter am Nürnberger Flughafen. 1 1/2 Stunden Flug und 1 Stunde Wartezeit auf mein Gepäck die Erleichterung: alles angekommen, nichts geklaut. Nur hatten wir noch immer keine Fliessen. Die Wohnungs machte jetzt aber auch keine sonderlich beeindruckenden Fortschritte, so dass uns die Fliessenfrage erstmal weniger beschäftigte als die Frage, wann Khalifa denn gedachte, weiterzuarbeiten? Präzise geht es nämlich um einen Gaszähler, der verschoben werden muss, damit Bertrand uns die Küche einbauen kann, die Jerome, Marc und Mahdi 5 Stockwerke nach oben geschlept haben. Das nächste mal wird mit Sicherheit nicht am Lieferservice gespart.

April - Der Herr der Ringe in Las Vegas, San Francisco, LA und New York

April war unser Reisemonat - auch wenn wir natürlich nicht den ganzen Monat unterwegs waren. Anfang April flog ich voraus nach Las Vegas, einer unserer grossen Kongresse im Jahr findet dort statt. Früh um 8 am Flughafen, ordnungsgemäss einchecken (kurze Schwitzattacke: ist mein Reisepass eingentlich gültig? Ich hatte mir extra einen machen lassen, bevor die mit ihrer Humangenetik anfingen aber wer weiss...?), alles ging gut. Nur bei der Routinefrage "haben Sie ihr Gepäck alleine gemacht?" dacht' ich mir, dass da wohl bestimmt 90% der Geschäftsreisenden eine satte Lüge abgeben weil Gepäck ja doch zumeist von der Ehefrau gemacht wird. Wie wird man seinen Mann los? Man schmuggelt ihm was ins Gepäck.
Jedenfalls kam ich wiederum in den Genuss der Business Class, die Reisebestimmungen bei FT sind wirklich luxuriös, wenn auch dieses mal Air France. Champagner gab's erst im Flieger, wobei Champus früh um 8 dann sogar mir zuviel war. Zwischenlandung in Atlanta. Da war dann erstmal ein Bier fällig. Irgendwie ist man ja auch immer wie gerädert vom Nichtstun. Weiterflug nach Vegas. Allein der Flughafen ist ja schon eine Show, mit Slotmaschinen und allem was man sich für Las Vegas eben vorstellt. Sogar Blumensträusse-Automaten. Zum totlachen. Mein Chefchen klingelte an, sobald ich mein Telefon anhatte, hat mir grosszügigerweise den Nachmittag frei gegeben, er habe ausserdem am Abend schon etwas vor also solle ich mir einen Schönen selbigen machen. 
Hotelzimmer gross und auf 18° runterklimatisiert, Fenster kann 
man natürlich auch nicht öffnen - wer braucht denn auch Frischluft? Ergebnis war eine ständig vertrocknete und leicht verschnupfte Nase die einem das Gefühl gab, eine ernste Grippe eingefangen zu haben. Bei 18° auch kein Wunder...
Also erste Erkundungstour (man soll ja sofort die lokalen Zeiten annehmen) auf dem "Strip": verlottertes Disney würde ich sagen. Gegenüber eine weitere Baustelle, die ein weiteres Hotel aus dem Wüstenboden stampfen wird. Daneben das Bellaggio, Kitsch pur. 
Ein paar Hundert Meter neben uns das Paris Hotel, noch mehr Kitsch. Viel beeindruckender als die Bauten selber ist die schiere Ansammlung von Kitsch und Geschmacklosigkeiten. Und die Anzahl der Kartenverteiler. Latinos und Schwarze, die kleine Kärtchen mit Nummern von Prostituierten und Stripperinnen an den Mann - und gerne auch an die Frau - bringen. Zurück ins Hotel, die Wedding Chapell bewundert (da muss man aber tatsächlich einiges im Kegel haben um das zu wollen...) und auf Cheffchen gestossen, der mit seiner Freundin von unserer PR-Agentur unterwegs war. Sichtlich geniert, mich in ihrer Begleitung getroffen zu haben. Soviel zu souveränem Auftreten. Nachts natürlich irre früh fit gewesen. Erstmal obligatorischen Anruf in Frankreich getätigt, wie denn die Hochzeit gewesen sei. Schön, und Steph hätte Ringgrösse 49. Was hätte ich eigentlich für eine Ringgrösse? Keine Ahnung, bisher hatte ich die Dinger immer einfach anprobiert und wenn's passte war gut, wenn nicht dann eben nicht. Offensichtlich war er mit der Antwort alles andere als zufrieden. 
Um 7 raus, Kaffee (Starbucks Venti Vanilla Latte, man passt sich ja an) und Umgebung erkunden. Ich glaube, die dachten alle ich ginge erst heim. Bei Tageslicht weniger beeindruckend, dafür auch ein bisschen weniger Ramsch. Generell wirken die Gebäude und Hotels, die man ja von Bildern oder aus dem Fernsehen kennt, viel kleiner als ich es mir vorgestellt habe. Ein Trugschluss: alle haben ihre eigene Shopping Mall integriert.





Im Rahmen unserer Kongress-Aktivitäten hatten wir auch eine Kundenparty in der Ghost Bar, auf dem Dach des Palms Hotel. Sehr nette Location, wahnsinns-Blick über Las Vegas, das sehr viel grösser und sehr viel flacher ist als man sich das als Strip-Bewohner vorstellt. Die Feier selber war ein ordentlicher Reinfall und ich durfte mir den inzwischen ja schon legendären Klassiker meines Cheffchens anhören (leicht lallend, mit bis zum Brustbein aufgeknöpftem Hemd): "Do whatever you want tonight but be sure to be at the booth tomorrow at 9". Dass der Kongress um 9 öffnet und man ergo weit früher da sein muss um den Stand besucherfit zu machen konnte er wohl so auch nicht wissen, immerhin kam er selten vor 10. 

Am Tag vor Ende kam dann die bessere Hälfte aus Paris angeflogen. Zur Feier des Tages bin ich früher vom Kongress abgehauen, um mir ganz amerikanisch die Nägel machen zu lassen. Es gibt nichts besseres nach einem anstrengenden Kongresstag, als eine Pediküre - wenn nur die Tussi, meine hiess Jacky, nicht so unfassbar gesprächig wäre. Ich durfte also erfahren, dass sie vor kurzem noch Todkrank war. Irgendein Krebs. Vom Krebs schwenkte sie dann ziemlich abrubt auf ihre Zeit im Cesar's Palace um, während der sie die Hände und Füsse von Celine Dion und René gemacht hat. Ich glauben meine haben da kurz reflexartig gezuckt. Ich bin mir auch heute nicht mehr sicher, welche Information ich eigentlich weniger wollte.
Abends fein Sushi gegessen, sündhaft teuer aber nicht mit dem Frass zu vergleichen, den man hier so vorgesetzt bekommt. Am darauf folgenden Abend eine Tour durch Vegas gemacht. In 
der Shopping Mall des Cesars Palace ein Cartier-Laden. "Lass uns da doch mal reingehen" - 
"Wie meinen? Und warum bitte?" Wie auch immer, als Frau lässt man sich ja nicht lumpen, wenn man sich auch in den schlodderigen Jeans mit ungewaschenen Haaren mal so richtig fehl am Platz fühlt. Welche Ringgrösse ich den hätte, fragte die Tussi. Da ging dann doch mal ein Lichtchen auf. Nur hatte ich natürlich immernoch keine Ahnung, welche Ringgrösse denn nun die richtige sei. Und dazu hatte ich auch noch seit meiner Ankunft geschwollene Finger. Anscheinend ist es so, dass ich Klimaanlagen nicht nur nicht mag, sondern auch nicht sonderlich gut vertrage. Jedenfalls fanden wir einen Ring, der passte, der aber mit Sicherheit zurück in Paris nicht mehr gepasst hätte. Also wieder raus. 
Draussen dann ein unerwarteter Wutaubruch meiner besseren Hälfte: "Blöde Scheisse, das kann ja wohl nicht wahr sein! Erst bekommt Marc nichts gebacken und dann hat sie geschwollene Finger..." 
Was Marc damit zu tun hatte leuchtete mir natürlich nicht so wirklich ein, aber ich sollte später erfahren, dass Marcs Tante bei Cartier arbeitet und ergo Rabatte bekommt. Da Marc aber nicht in die Pötte kam und der Dollar gerade so weit unten war, lohnte es sich, das Teilchen einfach in den USA zu kaufen, was er auch vorhatte nur dass da eben meine geschwollenen Finger im Weg standen, sozusagen. Da wir noch zwei Wochen USA vor uns hatten, hat er sich dann aber gottseidank recht schnell wieder beruhigt und wir sind weiter durch Disneyworld für Erwachsene gezogen.

San Francisco
Am darauf folgenden sehr frühen Morgen zogen wir weiter nach San Francisco, genauer gesagt nach San Jose. Inlandsflüge in den USA sind spottbillig (unsere drei Inlandsflüge haben uns so viel 
gekostet wie ein Ticket von Paris nach Nimes), aber die Flugzeuge wie das Personal haben dafür auch schon sehr viel bessere Zeiten erlebt. 
Vor Ort der pure Luxus: Andrea hat uns nicht nur ihre Wohnung zur Verfügung gestellt, eine kalte Flasche Weisswein im Kühlschrank für uns gehabt, sondern uns auch ihr Auto, einen 3er BMW Cabrio, überlassen. Abends Lagebesprechung: die Stadtkarten von SF waren besorgt, die Routen eingezeichnet. Wir mussten nur noch losfahren. 
Die Aufteilung war schnell erledigt: ich Pilot, Schatzi Copilot. Die grosse Freiheit wartete.
Nach dem obligatorischem Frühstück im Starbucks um die Ecke dann auf den Highway. San 
Francisco selber hat uns mit seinem Charme sofort gefangen genommen. Entgegen gängiger Klisches ist es allerdings im April leider reichlich kalt sobald man die direkte Sonnenbestrahlung verlässt. Alcatraz konnten wir leider nicht besichtigen, da man die Tickets 3 Monate im Voraus kaufen muss, was einem natürlich kein Reiseführer vorher sagt - als Jungfrau hatte ich uns selbstverständlich mit der gebotenen Letüre versorgt. 
Stattdessen die Frage, wie denn die Golden Gate Bridge am besten zu überqueren sei. Angesichts der steifen Brise entschieden wir uns gegen die angebotenen Fahrräder und für das Cabrio. Das Dach liessen wir vor der Brücke runter - und waren froh, es danach gleich wieder zu machen zu können. 
Ansonsten: Chinatown gefiel mir sehr gut, Jerome schlenderte etwas beunruhigt durch das Viertel mit den vielen Regenbogen-Flaggen, beide waren wir froh, uns von den berühmten Cable Cars chauffieren lassen zu können wenn uns die Lauferei zuviel (oder zu kalt) wurde. 
Als der erste Tag zur Neige ging, machten wir auf dem Heimweg einen Schlenker durch Stanford. Heiliger!! Ein Campus so gross wie Nürnberg, mit Shopping Mall (eh klar). Selbige bedient 
allerdings scheinbar keine "klassischen" Studentenbedürfnisse - 
also Billigbier und Dosenravioli - sondern die Ansprüche der etwas gehobeneren Art: Burberry Jacken und... Cartier-Schmuck. Wir entschieden uns für Kontrastprogramm: eine mexikanische Pinte, in der auch die lokalen Sherriffs ein und ausgingen, von Andrea und Georgi ausgesucht. Herrlich!! Das erste mal seit bestimmt 15 Jahren ordentliche Tacos gegessen. Am nächsten Tag fuhren wieder zurück nach Stanford. Nachdem wir die obligatorischen Uni-Shirts für Gott und die Welt im hauseigenen Shop erstanden hatten, klopften wir natürlich auch wieder einmal bei 
Cartier an. Der besagte Ring war da, die Finger auch etwas weniger geschwollen aber plötzlich wurde uns klar, dass der ausgeschriebene Preis OHNE Taxes war. Also wieder raus, nachrechnen. Dann erstmal zurück nach SF. Dieses mal schlendern ohne Ziel, einen Burger im Financial Distrikt futtern, die Painted Ladies besuchen (und natürlich fotografieren) und bei 
einem Kaffee (Starbucks, wiedermal) Immobilienanzeigen studieren. Sieht auch nicht besser als in Paris aus, der Traum vom Penthouse oder Loft wird sich also in absehbarer Zeit für uns nur in Fürth finanziell realisieren lassen. Abends hatten wir dann die Gelegenheit, den uramerikanischen (Alb)Traum des Wohnen live zu erleben: Wisteria Lane. Die Eltern meiner ehemaligen Kollegin (une ehemaligen Schulkameriadin und ehemaligen Klassenfeindin...) wohnen in einem solchen Komplex aus Holzhäuschen. Kostet anscheinend unglaublich viel Kohle auch wenn es für deutsche Standards ja irgendwie "nur" eine Art Reihenhaussiedlung ist. 
In den USA ist es aber das non plus ultra des Wohnens und wer's sich leisten kann wohnt eben in der Reihenhaussiedlung. Wir haben geschätzte 12 Flaschen Wein geleert, 10 davon fielen wohl alleine auf Andrea und mich. Fast wie in den guten alten Zeiten.

Los Angeles
Von da aus ein weiterer Klapperflug nach LA. Unterkunft im Guest House der UCLA, von Judy organisiert. Erster Tag: der Versuch mit dem Bus nach Santa Monica Beach zu fahren. Scheiterte kläglich. Derart kläglich, dass wir den nächstbesten Rent-A-Car ansteuerten, und uns eine Karre für den Rest unseres Aufenthaltes mieteten. Das Risiko, uns selber den Urlaub durch unsere Unfähigkeit, Buspläne zu lesen zu verderben, wollten wir dann doch nicht eingehen. Ab dann lief alles prima. Wie gehabt ich als Pilot, Jerome als Copilot, das Schachbrettmuster in dem LA wie die meisten amerikanischen Städte angelegt ist erleichterte uns die Orientierung. Santa Monica Beach war saukalt. Die Füsse hab ich für's Foto ins Meer, mehr wäre aber auch nicht drin gewesen. Vögel überall, man fühlte sich fast wie im Hitchcock-Film. Und viele Penner, die auf Parkbänken ihre gefiederten Freunde fütterten. 
Weiterfahrt nach Venice Beach. Da kam dann fast der Hippie in mir raus, sozusagen. Jedenfalls gefiel mir Venice Beach weit besser als Santa Monica Beach. Die ganzen Freaks, die dort herumlungern machen den Strandabschnitt zu ihrer Bühne - und lassen sich dafür auch bezahlen. Foto gegen Kohle, zumindest bei den meisten. Ein weiterer Tag verging damit, die üblichen Sehenswürdigkeiten abzuklappern: das Kodak Theater, das Chinese Theater, der Walk of Fame, Rodeo Drive (für Cartier dort haben wir uns an dem Tag nicht die Zeit genommen, dafür für einen Jumba Juice mit dazugehörigem Gras-Saft, angeblich gesund, schmeckte auch so), dann hoch nach Beverly Hills und Bel Air. Am abend des letzten Tages waren wir bei Judy und John eigeladen. Vorher sollte noch ein Abstecher zum Rodeo Drive anstehen, der Ring war ja noch immer nicht am Finger. Doch, wer hätte es gedacht, Cartier macht um 6 zu. Da standen wir also leicht bedeppert. Mit dem Ring vom Rodeo Drive wurde es also nichts, blieb 5th Avenue.

New York
Letzte Station New York, the city that doesn't sleep. Tut sie auch nicht. Über's Internet ein feines Hotel zu akzeptablen Preisen gefunden. Leider waren wir - wohl durch die permanente Klimaanlagen-Beschallung - beide etwas ausgeknockt. Dennoch: Central Station, Broadway, Flat Iron Building, China Town, Little Italy, Madison Square Garden, Central Park, Wall Street, Ground Zero, Empire State Building, Rockefeller Center, Brooklyn und die Bridge dazu. Letztere auch zu Fuss überquert. Freiheitsstaue nur von weitem gesehen, die Schlange war uns zu lang. Ein brennendes Auto inmitten der 5th Avenue mit dazugehörigem New Yorker Feuerwehr-Einsatz, Hot Dogs auf der Strasse gefuttert und Pastrami Sandwich wo Harry Sally kennenlernte. Und zu guter Letzt: Cartier auf der 5th Avenue. Der Verkäufer machte uns die Rechnung fertig, Jerome stand kurz vor dem Herzinfarkt, wollte das Ding aber dennoch durchziehen. Und ich hab's mir natürlich als Geschenk verpacken lassen. Wenn schon, denn schon. Mit Cartier Siegel und allem drum und dran.

Zuhause angekommen hiess es, sich endlich an die Renovierungsarbeiten zu machen. Tapeten wollten abgekratzt werden, Presspanplatten-Ragle rausgerissen und überhaupt sollte Khalifa ja langsam mal anfangen.

Tuesday, December 30, 2008

März - Dubaï und französische Handwerker

DAS Highlight im März: Geschäftsreise nach Dubaï, das Land der Emirate, der Ölscheichs (auch wenn's dort gar keins gibt) und der Superlative. Nachdem Air France mal eben doppelt so viel Geld für den allergleichen Flug verlangte, kam ich in den Genuss des Emirates-Services. Statt schnodderiger Taxifahrer in klapprigen Renaults mit entsprechend gesalzener Quittung wartete ein sehr junger, schnieker beanzugter Schönling im schwarzer Limousine (ok, die war auch von Renault aber immerhin die Oberklasse) vor dem Büro auf mich. Meine beiden homo-Kollegen waren ganz neidisch. Der Service gehörte schon zum Ticketpreis. Von da ging's dann in die Lounge: WiFi kostenlos und probemlos zugänglich, Blick auf die Pisten, Veuve Cliquot bis zum Umfallen, Service top.
Inzwischenbin ich auch mal in den Genuss der Air France Lounge in Paris gekommen: meilenweit entfernt. Mässiger Weisswein statt Champagner, statt frischem Salat und Schnittchen gab's trockene Brötchen und selbst die muss man sich hart erkämpfen. Da gehört ein Image-Guru konsultiert: die Airline des Landes, das seine Küche als Weltkulturerbe aufnehmen lassen will (wieder so ein Sarkozy-heisse-Luft-Vorschlag *augen verdreh*), ferkelt ihre Gäste (die, siehe oben, auch noch sehr viel mehr bezahlen müssen) mit billigen Brötchen ab. Irgendas läuft da schief. Ein Erklärungsversuch ist das Kerosin, das Emirates wohl für 'n Appel und 'n Ei bekommt und ergo mehr in Service investieren kann. Flug selber: Business, erste Reihe, Champus-Glas stets gut gefüllt. Kann man sich dran gewöhnen.

Erste Eindrücke von Dubai selber: mit den Bildern aus dem Fernsehen hatte das erstmal nichts zu tun. Das lag aber daran, dass ich mir über's Wochenende ein Zimmer reserviert hatte, das weit ab von den bekannten Hotelburgen lag. Zum einen weil ich mir letztere eh nicht hätte leisten können, zum zweiten weil ich in eine solche am Montag umziehen würde und weil schliesslich solche Hotelburgen nicht so sehr zum entdecken geeignet sind. Mein Hotel war ein Gästehaus, das eine Filiale eines grösseren Schuppens war. Sieben kleine Zimmer um einen Innenhof herum wo man auch das Frühstück einnahm. Sehr niedlich, mit arabischem Windturm, mitten in einem restaurierten alten Viertel Bastakiya gelegen. Ganz meine Welt.

Von dort zu Fuss auf Erkundungstour, Blasen geholt und wieder was gelernt: das alte Viertel ist ein riesiger Souk. Nicht sehr charmant, eigentlich eher richtig hässlich, und man begegnet nur Ausländern. Die aber gerne auch in mini-Shorts - was mit 20 sexy aussieht, mit 50 nicht mehr. Aber nicht alle Ausländer sind Touristen: die meisten sind Einwanderer, Inder und Philipinos. Zum Teil kam man sich wie in Indien vor, es roch nach Safran, Dudel-Bollywood-Musik aus den Lautsprechern und Frauen in Saris. Ausserdem: Kaffee ist grundsätzlich gezuckert. Ordentlich gezuckert.
Abends an der Hotelbar gestrandet, dort tatsächlich einen echten Dubaier kennengelernt. Von denen gibt's überhaupt nur noch 10% in Dubai und er hat mir bestatigt, dass die sich auch alle irgendwie kennen - wenn sie nicht eh über Generationen irgendwie verwandt sind. Er hat ausserdem erzählt, dass es im Jahr zuvor sogar geregnet hat. Das war wohl das Ereignis des Jahrzehnts. Am zweiten Tag mussten die Schulen geschlossen werden, weil die Infrastruktur nicht auf Regen vorbereitet ist. Es gibt einfach keine Abflüsse, so dass das Regenwasser nirgendwo versickern konnte.

Tags drauf das Fernseh-Dubai besichtigt: Mall of the Emirates ist gross, war nicht Skifahren dort, Burj al-arab ist auch recht interessant wenn man auch eigentlich nix sieht, was man nicht auch im Internet finden könnte. Eine souk-Kopie gibts auch, souk Madinat. Alles sauber, alles Tourisennippes aber die Klimaanlage läuft 1A. Irgendwann wird's dann nämlich doch ganz schön heiss beim Rumlaufen. Der Plan, stattdessen einfach am Strand auszuspannen, fiel in die Hose weil vom Meer eine ganz fiese Brise rüberwehte, die 30° zu 20° machte - zumindest zu kalt um am Strand zu liegen.
Die surrealste Begegnung hatte ich mit diversen Reklameschildern, die entlang der Jumeirah Road hängen: "One Legend. One Tower". Da stellt irgendein Immobilienmogul die Nikki Lauda Twin Towers, den Boris Becker Business Tower und die Michael Schuhmacher Business Avenue hin.
Auf dem Rückweg am Burj Dubai vorbei, derzeit das höchste Gebäude der Welt. Vorsichtshalber wurde nie eine definitive Etagenzahl bekannt gegeben, die das Ding am Ende mal erreichen soll. Sollte also ein Ami oder Chinese auf die Idee kommen, auch einen höchsten Turm der Welt zu bauen, können sie einfach noch ein paar Etagen draufbauen. Der moderne Turm zu Babel steht mitten in der so genannten Business Bay, die wiederum nichts anderes ist als eine aus dem Sand geklopfte Riesenbaustelle. Am nächsten tag sollte ich erfahren, dass das 500$ Hotel, das meine Firma reserviert hatte, genau dort lag. Frühstück begleitet von Presslufthammern. Auch das ist Dubai.


Abends Kontrastprogramm: Restaurant Bastakiya Nights in meinem Viertel. Bedient wie in einem Märchen aus 1001 Nacht, auch wenn ich zugeben muss, dass ich schon gerne ein Glas Wein zum Essen gehabt hätte. Die Regeln sind strikt: nur Hotels dürfen Alkohol ausschenken, man will die Klientel ja nicht verschrecken. So erklärt es sich auch, dass die meisten In-Bars in Hotels sind. Hier fühlt man sich endlich wirklich mal so richtig verloren im positiven Sinn. Die Karte kommt in einem silbernen Gefäss, das früher dem Schutz beim Transport der Briefe gedient hat. Ausgesucht wird nicht, man bekommt alles serviert.

Am Tag drauf, Standaufbau in der Messahalle. Was mir niemand gesagt hat: es gibt keine Taxis an der Messehalle. Öffentliche Verkehrsmittel schon gleich gar nicht (obwohl eine U-Bahn im Bau ist, aber eben im Bau).
Dubai ist derart übervölkert, dass die stadt in einem permanenten Stau steckt. Da das Messezentrum aber gut gelegen ist (also theoretisch), nämlich nicht weit von den meiten Hotels, lohnt sich die Fahrt für die Taxifahrer einfach nicht und so fahren sie das Messegelände erst gar nicht an. Dies alles nicht ahnend - und was hätte es mir auch geholfen? - trabste ich also vollkommen geschafft in der riesigen Messehalle herum auf der suche nach einem Taxi. Der freundliche Polizist verwies mich mal auf die komplett andere Seite, das könnte ich Glück haben. Nun, ich hatte wohl Glück im Unglück: von einem Taxi war weit und breit nichts zu sehen, dafür bekam ich eine Zeremonie zu sehen, die ich spontan nicht so recht zuordnen konnte. Es stellte sich als das offizielle Zeremoniell heraus, das nötig und üblich ist, wenn sich ein Mitglied der Königsfamilie irgendwo hinbegiebt.
Der Rest ist schnell erzählt: letztes Highlight waren die Bauarbeiter in der Business Bay, die an beiden Seiten der provisorischen Strassen sassen und den Verkehr regulierten indem sie Schilder mit STOP und GO in rot und grün hochgehalten haben, bis die Ampeln installiert sind.

Wieder zurück in Paris ging es ja inzwischen daran, einen Handwerksmeister für unsere Wohnung zu finden. Am 28. haben wir namlich den Kaufvertrag unterschrieben. Die Elektrizität musste komplett neu gemacht werden, die Decken auch, das Bad und die Küche. Das ganz mit einem begrenzten Budget. Also telefonierte ich an, was die gelben Seiten so hergaben, einige kamen auch zum vereinbarten Termin. Nicht alle. Manche machten sich auch beleidigt wieder von dannen, als sie erfuhren, dass wir auch andere Kostenvoranschläge einholen werden. Wieder andere hatten wohl gerade eine Umschulung vom Zirkusclown hinter sich. Zumindest benahmen sie sich so.
Schliesslich griffen wir auf die günstigste und naheliegendste Alternative zurück: der Lebensgefährte einer ehemaligen Siemens-Kollegin ist auf Renovierungen spezialisiert. leider sind die vor nicht allzu langer Zeit in den Süden umgezogen. Er hatte uns aber jemanden empfohlen, mit dem er in Paris immer gearbeitet hätte. So kam Khalifa zu uns und sollte uns die nächsten 5 Monate beschäftigt halten.

Februar - Luis, eine Soutenance und Irrungen des französischen Schulsystems

Anfang Februar bekam ich Neues von der Kinderfront zu hören. Nadjas Fratz wuchs, lernte seine damals noch fehlenden Haare mit Charme auszugleichen (clevere Taktik, sollte er für spätere Zeiten aufbewahren) und ich bekams nur auf Fotos mit. Ich war nämlich damit beschäftigt, diesen unsäglichen Master zu bekommen.

Die Geschichte dazu beginnt Ende 2006. Da wurde mir klar, dass man mit einem schnöden Diplom in Frankreich nicht sehr weit kommt. Ein handelsübliches Diplom gilt nämlich als Bac +4 (also Abi + 4 Jahre Studium). Würde natürlich in Deutschland nicht funktionnieren, da hätten ja 90% aller Studenten ratz fatz Bac + 7. Um einen brauchbaren Job zu bekommen sollte man aber schon über Bac +5 verfügen. Zumindest wenn man irgendwann vorhat, die Stufe der Assistentin zu verlassen.
Also habe ich mich auf die diversen Listen gestürzt, die von ziemlich dubiosen Verbindungen herausgegeben werden und die festlegen, welche Schule denn welchen Rang, ergo welche Bedeutung und schliesslich welchen Preis hat. Selbige Listen erstellen sich aus Befragungen der ehemaligen Schüler, die natürlich grosses Interesse daran haben, ihre jeweilige Schule so hoch wie möglich zu platzieren. Das Ergebnis variiert dann von kostenlos (die Unis, aber wer es vermeiden kann geht natürlich nicht an die Uni, auch nicht an die Sorbonne) bis 20.000€ pro Jahr. Sprich: je mehr Kohle, umso gut. Soviel vom Ideal des republikanischen Bildungssystems. Jeder kann Bildung bekommen, er muss es nur zahlen können.

Ob günstig oder teuer, man muss sich bewerben. Mit einer Bewerbungsmappe und einem Scheck (geht schon los). Dann folgt ein schriftlicher Test, gerne englisch und zu guter Letzt ein persönliches Gespräch. Ziel der Übung ist einen von vornherein möglichst homogenen Jahrgang zu bekommen. Die halten später besser zusammen, schustern sich bessere Jobs gegenseitung zu, was wiederum den Alumni-Zirkel aufwertet, der seinerseits die Schule aufwertet, was zu mehr Bewerbungen führt, die zu mehr Ansehen, selbiges zu höheren Studiengebühren und so fort. Weil aber jetzt die Welt dann doch in den vergangenen Jahren enger zusammengerückt ist, ist es heftig in Mode, einen gewissen Ausländerbonus pro Jahrgang zu haben, wenn schon Englisch vollkommen optional ist. Selbiger ist mir wohl zugute gekommen. Sonderlich passend in dem Kreis der Söhnchen und Töchterchen von kam ich mir jedenfalls nicht vor.
Die Kurse fanden also 2007 alle 2 Wochen Freitags und Samstags statt, waren mässig interessant, manche auch vollkommen sinnfrei ("Alle Banken haben immer blau als dominierende Farbe in ihren Corporate Design" - ganz so wie die Sparkassen, die Société Générale und die BNP...) aber andere recht lustig. Englische Improvisation zum Beispiel. Wie bringt man verwöhnte Gören dazu, sich mit englisch zu beschäftigen wenn sie eh null Bock drauf haben? Argumente ziehen nicht, obwohl sie zum erklärten Ziel erkoren haben, in einer französischen (bitteschön!!) "multinationale" arbeiten zu wollen. Aber so lange die multinationale französisch ist braucht man keine Fremdsprachen, auch wenn selbige multinationale ihr Geschäft vornehmlich in China macht. Spielerisch ging dann schon was aber der versprochene "hohe" Anteil an englisch-sprachigen Kursen ist auf einen einzigen (laut beschimpften, weil: es versteht ja keiner was) zusammengeschrumft.
Am Ende steht eine "Thèse", eine Art Magister-oder Diplomarbeit und eine "soutenance", also die mündliche Prüfung dazu. Jeder Schüler wurde von einem Tutor aus dem Kreis der Lehrer "betreut", zumindest theoretisch. Praktisch begrenzte sich unsere Betreung auf eine copy/paste e-mail bei der unsere Betreuerin auch noch bei manchen die Vornamen verwechselte. Wenn man eine Frage hatte, konnte man sicher sein, keine Antwort zu bekommen. Ich selber wurde mehrfach (der Nachteil von copy/paste an alle) mehrfach nach dem Vorankommen meines Praktikums, und nach den Fortschritten meiner Arbeitssuche gefragt. Blöd nur, dass ich zu dem Zeitpunkt weder ein Praktikum machte, noch auf Arbeitssuche war, was ich ihr in meiner ersten Antwort auch ausführlichst geschildert habe. In der zweiten Antwort hab ich ein copy/paste gemacht.
Meine thèse behandelte die Krisenkommunikation von Siemens während der Kleinfeld-Ära. Ein zugegeben sehr unfranzösisches Thema, da die Geschichte hier niemanden sonderlich interessierte. Ohne Hilfe meiner Tutorin verfasst, im Dezember 2007 abgegeben und dann ward nichts mehr gehört. Bis zur soutenance im Februar 2008. Die lange Zeit zwischen Schlussprüfung im Oktober, Abgabe der Arbeit und mündlicher Prüfung dient der Statistik: eines der Kriterien, nach der sich der Spitzenplatz auf diesen Schul-Listen richtet, ist der Anteil der Schulabgänger, die zum Zeitpunkt der Diplomübergabe schon einen Job gefunden haben. Dehnt man den Zeitpunkt des Endes der Kurse bis zur Diplomüberreichung aus, erhöhen sich natürlich die Chancen, dass die Jungs und Mädels in der Zwischenzeit was finden. Nach meiner Präsentation anlässlich der soutenance eröffnete mir meine Tutorin, dass es ein Problem mit meiner thèse gäbe, da ich sie nicht in den vorgeschriebenen drei Teilen verfasst hätte. Was stimmte. Ich hatte ganz deutsch Kapitel gemacht. Mir wurde also eröffnet, ich müsse sie neu schreiben und dieses mal die drei Teile berücksichtigen: Fragestellung/Problematik, theoretischer Teil und Schlussfolgerung. Mein verdutzter Einwand, alle drei Komponenten seien in meiner Arbeit enthalten, sogar in der erforderlichen Reihenfolge, nur eben in Unterkapitel unterteilt, hat sie sogar zugegeben, galt aber nicht. Also habe ich "umgeschrieben": an dem Text erfolgte nicht die geringste Änderung, nur die Unterkapitel flielen weg und wurden durch die drei verlangten Kapitel ersetzt. Da ging die Arbeit ohne Probleme durch. Soviel zu "form follows function".

Januar - die 80er, der Wohnungskredit und der Nachweis einer Lebensführung als öffentliche Person

Momentan geht ja die Rückblick-Zeit in ihre ganz heisse Phase: es ist Ende Dzember, der 30. um genau zu sein, und gestern abend gab es im Fernsehen wie üblich einen Rückblick.
Das kennt man ja aus Deutschland. "Menschen 2008", "Menschen, Bilder, Emotionen" und wie sie alle heissen.
Hier gab es gestern abend also auch einen Rückblick - auf die 80er.
Warum, wieso, weshalb gerade die 80er ? Wohl um schon einmal alle warm zu machen für die grosse Silvester-Sause morgen abend bei der wieder ordentlich 80er Songs gespielt werden. Das Phänomen scheint nämlich universell zu sein: die 80er als die gute alte Fun-Zeit, als man zur Musik noch wirklich lauthals mitsingen und -tanzen konnte ohne Verrenkungen wie Techtonik beherrschen zu müssen. Letzeres ist in 2008 vollkommen in Vergessenheit geraten, aber das nur nebenbei.
Unser Rückblick besteht im Grossen aus der Wohnung, die uns auf Trab hielt. Ab Januar (oder schon früher? Muss mal den Göttergatten befragen) sassen wir also erstmal ständig bei Banken. Selbige haben - nachdem ich Ausserirdische (also Deutsche, die aber dummerweise dann doch Französisch genug ist um einen Kredit in Frankreich zu bekommen) von meiner besseren Hälfte, und dessen Vater, und dessen Onkels und und und... als absolut kreditwürdig verkauft wurde - uns die unmöglichsten Unterlagen abverlangt. Als sie dann alle denkbaren Unterlagen (von der Geburtsurkunde in 3 Sprachen in einer Ausführung nicht älter als 3 Monate - hier ein Dank an das Erlanger Einwonermeldeamt, wo man das per Internet bestellt und 2 Tage später im Briefkasten hat - bis zu unseren Kassenzetteln der letzen drei Jahre...) von Schatzi und mir hatten, konnten sie aber unmöglich zufrieden sein.
Als sie also alle UNSEREN Unterlagen hatten, wollten sie Unterlagen von Jeromes und meinen Eltern. Gehaltsabrechnungen der letzten 3 Jahre, Kontoauszüge gleich dazu. So nette Geschichten wie Arbeitsverträge, die natürlich kaum vertraulich sind *schnauf*. Auch abgeliefert. Da es ihnen da aber noch immer nicht genug war, wollten sie noch einen Schlag unabdingbarer Unterlagen von Seiten meiner Mutter. Natürlich alle auf Deutsch aber das schien sie erst so richtig anzutörnen.
Selbige bekam ichEnde Januar dann mit folgendem Begleitbrief geschickt:
Wie von den Schnüfflern des Credit Mutuel verlangt, schicke ich dir den Mietvertrag sowie eine Kostenabrechnung des Hausgeldes. Letztere wird dir nix nützen, da ich gerade festgestellt habe, dass sie eigentlich nur für den Zeitraum ab Kaufdatum gilt. Irgendwie verliere ich auch langsam den Überblick.... Da möchte ich gerne wissen, wie ein französischer Bankangestellter, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist, diese Unterlagen wirklich prüfen kann. Ich könnte genauso gut meine letzte TÜV-Rechnung vorlegen...

Trotzdem wollen wir den (nachweislich so gut funktionierenden...!) Kontrollapparat der französischen Banken nicht gängeln und deshalb gebe ich dazu folgende nützliche Hinweise:

- Gemäß Mietvertrag, habe ich zwar die Wohnung Heindelstrasse 13 - Erdgeschoss links gemietet, habe aber während der ganzen Zeit unter der Regnitz-Brücke gewohnt, weil ich dort mehr Ansprache hatte.

- Ich habe zwar regelmäßig meine Telefonrechnungen bezahlt, was aber keinesfalls als Beweis meines Bewohnens der besagten Wohnung gelten kann, da die Anrufe nur per Zufallsgenerator generiert wurden.

- Die Kostenabrechnung über Hausreinigung und Müllentsorgung zahle ich auch nur, weil ich mein Platz im Paradies absichern will, jedoch soll es keinesfalls als Beweis einer Benützung der o.g. Wohnung verstanden werden.

- Auf Seite 15 des Kaufvertrages, den ich dir das letzte Mal geschickt habe, steht unter § XIII "Sonstige Schuldrechtliche Vereinbarung"...der Käufer ist mit XXXX € im Mietrückstand (was der Monatsmiete XXXX € x3 von Januar 06 bis März 06 entspricht) [...] Der Käufer hat den Mietrückstand [...] abzüglich der vom Käufer [...] geleisteten Kaution in Höhe von XXXX € [...] zu zahlen. Somit ist sogar notariell nachgewiesen, dass die Miete von Januar bis März 06 mit der Kaution abgegolten wurde. Mehr habe ich nicht als Nachweis zu präsentieren.

So, jetzt habe ich die allerletzten Geheimnisse meines Lebens preisgegeben. Et si ils sont pas contents avec ca, ils n'ont qu'à aller se torcher le c.. avec. Voilà!

Dernier commentaire: ces pauvres enfoirés peuvent également passer un coup de fils à la directrice de la filliale de Pontorson. Elle m'envoie mes relevés de compte depuis des années à mon adresse d'Erlangen. Mais bon, c'est évidemment pas une preuve non plus...! ILS ME SOULENT !!!

Unterdessen waren wir ja auch nicht vollkommen untätig: wer in Frankreich eine Wohnung (oder Haus), in welchem Zustand auch immer, erwerben möchte, muss einen ganzen Haufen Papiere verlangen: Ungezieferbescheid (der immerhin ist irgendwie bruhigend), m²-Bescheid (gegen den darf man Einspruch erheben, sollten die verkauften m² nicht in der besagten Wohnung vorzufinden sein - dafür braucht man aber sicherlich ordentlich Nerven...), Bleivorkommen (immer, und wenn's nur in der Wandfarbe ist. Die Frage ist also nicht ob sondern wieviel) und so weiter. Mein Favorit: der Energiebescheid. Der bescheided uns beispielsweise, dass wir ziemlich viel Energie verpulvern. Was für einen Bau aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts auch leider zu erwarten ist. Dazu gibt's dann dufte Tips wie Fenster schliessen wenn's kalt ist.
Jedenfalls will sich ein potenzieller Käufer natürlich bitteschön all diese Bescheide reinziehen und anhand der Resultate den genauen Wert seines Objektes der Begierde abschätzen. Dafür ist nämlich die Phase zwischen der Unterzeichnung der "Promesse de Vente", bei uns im Dezember, und der Unterzeichnung des "Acte de vente", bei uns Ende März, gedacht. Dafür und damit die Käufer ihren Kredit inzwischen beantragen können.

Thursday, December 11, 2008

Totally pointless information

Weihnachten steht vor der Tür, mal wieder.
In der Stadt der Lichter gehen selbige an, mal wieder.
1 Million LED Lämpchen verteilt auf über 400 Bäume die komletten 2.4km der Champs Elysées. Alle finden's totaaal schön.
Ich finde, es sieht aus wie Regen. Als würde es in Paris nicht genügend echten Regen geben. Aber nachdem es ja nie schneit - also zumindest nicht genug um legen zu bleiben - sieht für Pariser und die Russen, die die Champs Elysées bewohnen, Weihnachtliche Lichterstimmung ganz offensichtlich wie Regen aus.
Angeblich sei das ja eine Hommage an die französische EU-Ratspräsidentschaft (die mein spezieller Freund ZarCosy ja gerne weiter in Anspruch nehmen würde. Es kann ja schliesslich keiner so gut wie er), der Eiffelturm erstrahlt ja auch in blau mit gelben Sternen. In Anbetracht der Tatsache, dass genau die gleichen LEDs letztes Jahr schon für bescheuerte Regen-Atmosphäre sorgte, interpretiere ich persönlich das natürlich anders.

Thursday, August 21, 2008

Ca y est !! Geschafft !!! Done !!



































Wer hätte es gedacht ?? Nach satten 4 Monaten haben wir die erste Nacht in unserer Bude verbracht - und gerfroren wie die Schneider, verfluchter Sommer !!!
Jedenfalls ist fast alles fertig: der Duschkopf muss noch angeschraubt werden, eine der beiden Bänke von meinem Tisch und das Schubladenmöbelteil gestrichen werden, der Herd und die Kochplatte angeschlossen werden (kein Kaffee bis jetzt *heul*), bisher haben wir weder TV noch Internet aber sonst ist es durchaus bewohnbar.

Monday, August 11, 2008

Ein kaputter Schraubenschlüssel, ein Bad und eine Küche

Wir haben ein Bad, mit warmen Wasser, mit Badewanne, mit Waschbecken, mit roter Wand - ohne Spiegel, der sollte morgen dazu kommen.
















Wir haben auch eine Küche, mit Kühlschrank, mit einem Durchlauferhitzer, der endlich funktionniert, mit Waschbecken und mit Dunstabzugshaube - ohne Bar, die sollte auch morgen dazu kommen.















Das alles natürlich nicht ohne Opfer: heute war's ein Schraubenschlüssel. Einer von 5, die Jerome für zusammen 1 Euro gekauft hatte.

Massenmörder

Das Bad hat dann mal seine erste Farbschicht bekommen - mit ordentlich Flecken auf den Fliessen und in der Wanne. Sah aus als wäre ein Massenmörder vorbei gekommen. Aber schick wird's. Heute wieder zu IKEA, eine Schublade zurückbringen (die Anlass für einen heftigen ausserehelichen Streit war: weil ich die Zählung meines Herzallerliebsten nicht überprüft hatte, war es meine Schuld *seufz*) Wie auch immer, gestern schon 3 Stunden in Schwedenland verbracht um hier und da Kleinkram zu erstehen (Mülleimer für die Küche, essentiell), heute geht's nochmal los. Der Spiegel für's Bad u.a.
Ja und gestern abend gegen halb 10 stand dann auch mal das Kopfteil vom Bett. Völlig verschrammt, die Farbe überall abgesplittert...heute wird eine 15te Schicht Farbe draufgepinselt und dann nochmal eine Schicht Lack drüber, sonst hält das ja eh nicht. Hoffentlich ist es dann auch mal gut.
Die gute Nachricht: sämtliche Türgriffe sind an den Küchentüren, der Kühlschrank steht auch endlich da, wo er hingehört (Schrecksekunde: die Tür geht zur falschen Seite auf *Drama!!!* aber das kann man ändern *wisch*). Heute abend wurde uns (mal wieder) die grosse Übergabe versprochen...aber jetzt sind wir vor Ort um die Arbeiten zu überprüfen. Hab fast das Gefühl, das bringt uns echt voran ;-)

Sch(w)eissarbeit

Unser Boiler ist kein Boiler, sondern ein Durchlauferhitzer (=chaudière), ein "chauffe-eau" ist dementsprechend ein Boiler. Das sind meine neuen Erkenntnisse der letzten Tage. Unser Durchlauferhitzer/chaudière bereitet nämlich so allerhand Probleme. Erst wurde er ausgetauscht, weil es den Strom rausgehauen hat, sobald man ihn anmachte.
Das ausgetauschte Modell ist aber aus irgendeinem Grund nicht friedfertiger als das alte Modell (obwohl doch sooo wahnsinnig viel besser) und so liegt unser Handwerksmeister seit einer Woche unter dem Durchlauferhitzer wir unter einem Liebhaber-Oldtimer - wenn sie nicht am Rohre schleifen sind. In unserer Wohnung riecht es irgendwie ständige wie bei einem BBQ.

Wir haben unterdessen das Kopfteil des IKEA-Bettes gestrichen. Etwa 5x wenn ich nicht irre. Erst weiss, bis uns auffiel, dass unser weiss absolut gar nichts mit dem weiss des Bettes zu tun hatte. Also auf zu Leroy Merlin (dem hiesigen Obi) um eine neue Farbe zu kaufen. Wenn wir das weiss schon nicht hinbekommen, dann wird das eben ein Deko-Element - in grau ("Poivre"="Pfeffer" um ganz exakt zu sein). In zwei Schichten, dazwischen 4 Stunden trocknen lassen.
Theoretisch kein Problem. Wenn nur unsere Handwerker sich nicht von den herumliegenden Teilen gestört gefühlt hätten, und selbige aneinendaergelehnt aus dem Weg geräumt hätten. Alles von vorne bitte.