Tuesday, May 19, 2009

Straßenfest auf Französisch

Ich erinnere mich an gute alte Zeiten, als eine Horde kreischender und um Vormachtstellung streitender Kinder alljährlich ihre Aufführung zum Straßenfest organisierten – auf die sie am Ende natürlich mächtig stolz waren. Da ich zu selbiger Horde gehörte, kann ich wenig zur Organisation der Erwachsenen sagen, mir scheint aber in Erinnerung zu sein, dass die ganze Geschichte recht spontan über die Bühne ging.
Wetter am Samstag gut ? OK, dann wie üblich: jede Familie bringt einen Tisch mit derselben Anzahl an Stühlen wie Mitglieder der Familie, dazu Fleisch und Salate mit Knoblauchbaguettes, Bier, Sprudel und natürlich Fleisch, 2 oder 3 der Nachbarn stellen noch ihren Profigrill dazu, fertig. Heute nennt man eine selbige Feier BYOB/F (Bring Your Own Beer/Food) und es findet meist im Freundeskreis im Garten statt anstelle des Weges zwischen den Scheibchenhäusern.

Eine mir bis dato vollkommen unbekannte Variante ist die institutionalisierte Nachbarschaftsfeier. Gesponsert von
- dem französischen Senat (jaaa, bitte sehr !!),
- dem Wohnungsbauministerium oder wie das heißt,
- von der Sozialen Union fürs Wohnen,
- der Vereinigung der Bürgermeister Frankreichs,
- der Vereinigung der Bürgermeister der großen Städte (weil die sich natürlich nicht einfach mit den anderen zusammentun können, sollte man glauben???),
- dem Europäischen Parlament (und da sage noch einer, Europa sei Bürgerfern!),
- von der BNP und der Caisse des Dépôts (2 Banken, da weiß man gleich, zu wem man geht, sollte man der Nachbarin anlässlich der Feier zu nahe gekommen sein und nun dringend eine neue Wohnung suchen),
- dem Logistikunternehmen Geodis (die machen bestimmt auch Umzüge),
- der Fondation Nestlé,
- der Fondation Koné (die machen Aufzüge. Ganz uneigennützigen Engagement, vor allem da aktuell alle Aufzüge auf europäische Normen angepasst werden müssen),
- Carrefour (praktisch, da weiß man auch gleich wo man die Plastikbecher kaufen kann)
- Heineken, dazu muss ich ja jetzt nichts sagen
Die vollständige Liste hier : http://www.immeublesenfete.com/index.php4?coe_i_id=19
Dazu gibt’s dann gleich noch Poster, die man im Gebäude anbringen kann auf denen sich jeder eintragen kann mit dem, was er gedenkt zu dem Spaß beizusteuern. Persönlich sehe ich dennoch einen Rekord an Pastis-Flaschen auf uns zukommen.

Das alles weiß ich weil wir jetzt nämlich auch ein Strassenfest geplant haben. Also ich bisher so gar nicht aber meine Nachbarn.
Das Seniorenehepaar neben uns hatte zum Aperitif geladen. Die Nachbarin im Erdgeschoss war nebst Gatte ebenfalls dabei. Da kam die Sprache eben auf die Fête des Voisins und ich sagte, das wär’ doch ganz toll, wo wir so einen schönen Innenhof haben, auch einen kleinen Aperitif zu organisieren. Danach kam nix mehr und ich hab mich auch nicht wirklich drum geprügelt da aktiv zu werden. Bis zum letzten Wochenende. Eine keuchende Aliette kam auf uns zu und verkündete, 1. dass unsere Hauseigene Fête des Voisins für den 26. Mai beschlossen worden ist und dass sie 2. schon einige Mitbewohner eingeladen hat und 3. dass sie natürlich kundtut, dass das alles meine Idee war. Wär’ gar nicht nötig gewesen. Aber da ich nun schon einmal drinhing, bot ich an die Plakate zu machen. Nicht dass die beiden Schleifchenbinderinnen das übernehmen und darunter dann mein Name steht. Das bisschen Würde hätte ich schon gerne behalten.

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