Monday, July 20, 2009

Update zu den Umfrageergebnissen

Am Ende des Artikels über ZarCosy und die D-Day Feierlichkeiten fand sich ein Absatz über die erstaunlich positiven Umfragewerte für den egomanischen Zwerg, die Le Figaro so gerne verbreitet.
Letzte Woche veröffentlichte die Cour des Comptes, man habe herausgefunden, dass einige Umfragen von Opinionway, die zuverlässig von Le Figaro und dem Nachrichtensender LCI wiedergegeben wurden, vom Elysée bezahlt worden waren.
Erstaunlich...!

Thursday, June 18, 2009

Liebe Grüsse

Letztens eine e-mail aus Amiland bekommen, die ich einfach niemandem vorbehalten kann:

"was soll denn dieser Scheiss in Deutschland mit "Liebe Gruesse" oder noch schlimmer: "Lieben Gruss". Mann, ich krieg Briefe von Leuten, die ich gar nicht kenne, unterzeichnet mit: Liebe Gruesse. Wer hat sich denn das einfallen lassen. Sind wir jetzt alle lieb zueinander? Das kann ich mir nicht vorstellen, hehe. Ist das eine Siemens-Verordnung von 'ganz oben'? Auf Empfehlung einer Pfereschwaenzchen-Traeger Werbeagentur, die den Auftrag hatte, die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Mitarbeitern zu verbessern. -- Weisst du was, Alter, wenn du das nochmal machst, hau ich dir eins in die Fresse. Lieben Gruss. Dein Manni -- ???"

Da fragt sich der geneigte polyglotte Leser, wie sieht das denn eigentlich bei uns aus ?
Also in Frankreich scheibt man entweder 3 Zeilen lange nichtssagende Abschiedfloskeln aus dem 18. Jahrhundert, ein unpersönliches aber in Geschäftsbriefen und E-mails jedderzeit passendes "cordialement" oder gleich @+. Das ist die coole Variante von à+, das wiederum die Abkürzung für à plus ist, das seinerseits die Kurzform von à plus tard ist aber ich glaub', das weiss keiner mehr. Jedenfalls bedeuted das ganz unkompliziert "bis später".
Im Pivatgebrauch bleib ich bisher gelegentlich bei der eingedeutschten Version der französischen Bises, die wiederum im Schriftverkehr zu Bizz werden. @+ und Bizz werden aber nie kombiniert...warum eigentlich nicht? Bis später zum Busseln? Wohl zu Münchnerisch?

Jedenfalls ist die Frage berechtig und geht sogar noch weiter: warum haben sich alle so furchtbar lieb seit Neuestem ? Weil in den amerikanischen Seifenopern alle permanent I love you säuseln? Ist das ein Grund dafür, dass sich Leute, die man seit Jahren nicht gesehen hat plötzlich zu einem "hab Dich lieb" inspirieren lassen? Das ist immerhin mehr als viele Langzeit-Lebensabschnitssgefährt(inn)en an Liebesbekundungen erwarten durften - noch dazu von fast Fremden!

Friday, June 12, 2009

Abendbrot in Weiss

Und da haben wir's : manche Dinge klingen dann doch sehr viel eleganter auf Französisch.
Gestern habe ich aus Zufall dem jährlichen "Dîner en Blanc" beigewohnt.
Nach einem langen Arbeitstag radelte ich gerade über die Place de la Madeleine als ich eine erste Gruppe erspähte, komplett in weiss gekleidet und mit Stühlen, Klaptischen und Picknickkörben ausgestattet.
50m weiter eine zweite Gruppe, gleiches Outfit, ähnliche Ausrüstung. Beim fotografieren bekam ich ein paar Informationen :
das Dîner en Blanc findet seit 22 Jahren jährlich an einem Donnerstag Abend Anfang Juni statt, ob es regnet oder nicht. Gestern abend hatten sie Glück. Die Grundidee ist, ein bisschen "Art de Vivre à la Française" zu beweisen, wohl auch ein bisschen um sich die Stadt zeitweise zurückzuerobern. Geboren auf einem Bridgetisch (was einiges über die Zielgruppe aussagt, ich schätze 80% wohnen im schicken westlichen Teil von Paris) zu zweit haben sich im letzten Jahr an die 9.000 Personen an den Champs Elysées getroffen, im Jahr zuvor war es Place de l'Etoile, um den Triumphbogen herum. Dieses Jahr wurden 10.000 Personen erwartet.

Das Prinzip ist strikt pyramidal: es gibt wohl um die 10 "Organisateurs", die natürlich geheim bleiben müssen da sie sonst Unannehmlichkeiten mit der Polizei riskieren, dann"Maîtres Rallieurs", die wiederum jeder um die 150 "Rallieurs" informieren, die ihrerseits die "Invités" informieren. Alle Beteiligten wissen im Vorraus, an welchem Tag der Event steigt, nur der Ort bleibt bis zum letzten Moment geheim.
15 Minuten nach meiner Ankunft war es soweit: der Tross setzte sich in Bewegung Richtung Place de la Concorde. Innerhalb einer Viertel Stunde war der Platz komplett mit Tischen vollgestellt an denen Chapagnerkorken zum Dîner knallten. Selbige Tische, bzw der Abstand zwischen ihnen und welcher wo steht ist im Übrigen minutiös geregelt. Anarchie à la française ist hier nicht zu finden, eher sehr preussische Disziplin.

Die Anweisungen sind strikt: keine Plastikbecher, es müssen Wein-/Sektgläser mit Sti(e)l sein. Keine roten Gauloises oder ähnliches, an dem Abend werden zwecks Farbcode Marlboro Lights geraucht und selbige müssen sogar mit einem weissen Feuerzeug angezündet werden. Papiertischdecken und Ikea-Papierservietten sind tabu um nur einige zu nennen.
Im Gegenzug gibt es kleine 3-Mann-Orchester, die Jazz spielen (of course!), eine Luftbildkamera die das ganze von oben festhält und jede Menge Journalisten, die natürlich auch informiert werden.
Fährt die Polizei vorbei, gibt es von Seiten der Ordnungswächter ein kurzes Tatü (ohnen TaTa), das von den Gästen mit Johlen und Serviettenschwenken erwiedert wird. Sind nämlich alle einmal installiert kann die Polizei nicht mehr viel tun.

Wie bei Aschenputtel ist der Spuk um Schlag Mitternacht vorbei. Alle holen ihre Mülltüten und räumen den Platz leer. Kurz nach Mitternacht scheint es, als sei nichts passiert...bis zum nächsten Jahr.

Friday, June 5, 2009

Wenn Obama eingreift...

...geht dann doch was.
Nach em Theater um die nicht erfolgte Einladung Frankreichs an die Queen zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten hing der internationale Haussegen schief. Schief genug zumindest - wir haben ja sonst keine Sorgen - dass Obama himself es für oportun hielt, einzuschreiten. Er hat also dem kleinen Zarcosy die Leviten gelesen, dieser wiederum hat behauptet, es könne natürlich jederzeit "jemand aus England" zu seinem Geburtstag kommen (also dem der Landung in der Normandie).
Inzwischen hatte aber die alte Liz die Naser derart gestrichen voll von dem Fratze, dass sie verkündete, nicht zu kommen. Ihr Sohnemann, der ewige Thronfolger, immer auf Weltfrieden bedacht, hat sich stattdessen angeboten. Und so wurde flugs eine offizielle Einladung von der französischen Diplomatie an den Prinz versant.
Puhh, sind wir nochmal drum rum gekommen.

Monday, June 1, 2009

A diminutive egomaniac, the stain of Nazi collaboration and why the French can't forgive us for saving them in the War


Unser aller Lieblingspräsident, der einzige, der weiss wie's funktionniert, hat mal wieder einen feinen Schnitzer geleistet: zum 65. Jahrestag der Landung der Alliierten hat er Obama eingeladen. Und sonst niemanden. Keine Kanadier, keine Australier und - auch die Queen nicht. Die war, wie zu vernehmen ist, überhaupt nicht amused.
Zwergpräsident ZarCosy hatte sich alles so schön vorgestellt. Obama und er (mit der angeschraubten Ray Ban auf der Nase) am Strand, die offenen Jacken wehen im Wind. In dieser Männeridylle wäre die alte Liz natürlich wenig glamurös gewesen. Und deswegen haben wir halt vergessen, sie einzuladen. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals wird das natürlich entsprechend kommentiert. So titelt die Daily Mail "A diminutive egomaniac, the stain of Nazi collaboration and why the French can't forgive us for saving them in the War" und weiter : "The biggest culprit is Nicolas Sarkozy, the half-French, half-Hungarian President of France. Along with his wife Carla Bruni, whose chief interest in life appears to be showing off her body to the best possible advantage, ideally in a state of undress, this diminutive egomaniac is increasingly becoming an embarrassment to his countrymen, and a laughing stock to the rest of Europe."
Das sitzt.
Macht aber nix, das offizielle Hofblatt "Le Figaro" hat sich nicht erblödet, gestern auf der Titelseite zu verkünden, die Europäer fänden ZarCosy alle klasse. Hat eine Umfrage, von Le Figaro in Auftrag gegeben (und damit war dann von vornherein klar, was dabei raus käme) ergeben. Interessanterweise sind alle Umfragen, die wie diese von Opinionway durchgeführt werden, immer sehr positiv für den Überpräsidenten. Wahrscheinlich ist der Chef des Ladens ein weiterer Patenonkel eines seiner Kinder.
Wenn man sich die Artikel ansieht, die andere Zeitungen über diese Umfrage geschrieben haben, lernt man weiterhin, "quelle horreur", dass die blöden Europäer aber Merkel an Platz 1 der europäischen Politiker gewählt haben. Unwissendes Pack!

Wednesday, May 27, 2009

A-do-rable !!!

Wer vielleicht den Eintrag vom November 2007 gelesen hat, weiss, dass Nadja einen ganz süssen Fratz zur Welt gebracht hat. Der süsse Fratz ist seitdem zu einem richtigen Frechdachs mutiert, dessen Lieblingswörter "Nein" und "Pipi" (mit stolzem Zeigen auf sein Pipi) sind.
Ja und neben den blonden Haaren und den blauen Augen hat er auch das komische Talent seiner Mutter geerbt - wobei der Vater da auch nicht schlecht dabei ist :)

Tuesday, May 26, 2009

Monaco Grand Prix


Dieses Jahr hatte ich das wahnsinns-Glück, mich über Jeromes Eltern zum Grand Prix in Monaco einladen zu lassen.
Die Geschichte ist etwas länger: der Vater kennt einen der Gründer des Kardiologiezentrums, das mehrere Terrassen mit Blick auf die Piste und den Hafen hat. Und der lädt also die Eltern regelmässig zum Grand Prix ein und dieses Jahr durften wir auch mit.




Natürlich sieht man den Grand Prix selber besser auf der Glotze weil man mit Blick auf die Piste nur die Boliden vorbeirauschen sieht aber dafür gab's Champagner dazu und Sonnenschein.

Am Ende hat wie wohl üblich der gewonnen, der am Anfang an erster Stelle stand, Unfälle gab's keine schwerwiegenden und wie wohl auch üblich haben die Yachten im Hafen dem Gewinner mit ihren Sirenen oder Hupen oder wie das für Boote heisst, gegrüsst - was eigentlich im Hafen verboten ist.

Gelungen


Das administrativ betonte französische Strassenfest war ein kleiner beachtlicher Anfangserfolg. Auf die Listen, die wir an die Türen gehängt hatten hatte sich natürlich keiner eingeschrieben. Und nachdem es das ganze Wochendende und gestern satte 32° hatte hat's heute natürlich erstmal ordentlich geschifft.
Aaaber, am Nachmittag riss die Wolkendecke auf, die Temperaturen gingen zumindest nicht weiter runter und als ich - mit einer Stunde Verspätung - endlich im Innenhof angeschnaubt kam, standen da bestimmt 20 Leute um 2 Tische herum.


Und so weiss ich heute abend zu berichten, dass die Nachbarin unter uns am 11. September ein Kind erwartet (will heissen, sie hat inzwischen einen ordentlichen Bauch und ich hab nichts kommen sehen obwohl wir immerhin die gleiche Adresse haben), dass der dazugehörige Vater eine Galerie für Filmplakate hat, wo original Filmplakate (und zwar NUR Originale) für zwischen 30 und 30.000 Euros verkauft werden, dass die Nachbarin vom Erdgeschoss rechts Filmschneiderin ist (oder wie das heisst) und dass das ein Frauenjob ist, in den Lofts wohnt nicht nur die berühmte Catherine M. und der Journalist von Le Monde bei dem sich Jerome Zeitungen ausgeliehen hat, sondern auch eine bekannte Verlegerin (sehr nett aber ihren Namen habe ich natürlich gleich wieder vergessen) und ihr dazugehöriger Lebensabschnittsgefährte ist Journalist bei Marie Claire Maison.
Kurz und gut, das Konzept haben alle verstanden ohne sich einzuschreiben, alle waren glücklich und sogar die Rentner im Gebäude der Strasse kamen vorbei.

Tuesday, May 19, 2009

Straßenfest auf Französisch

Ich erinnere mich an gute alte Zeiten, als eine Horde kreischender und um Vormachtstellung streitender Kinder alljährlich ihre Aufführung zum Straßenfest organisierten – auf die sie am Ende natürlich mächtig stolz waren. Da ich zu selbiger Horde gehörte, kann ich wenig zur Organisation der Erwachsenen sagen, mir scheint aber in Erinnerung zu sein, dass die ganze Geschichte recht spontan über die Bühne ging.
Wetter am Samstag gut ? OK, dann wie üblich: jede Familie bringt einen Tisch mit derselben Anzahl an Stühlen wie Mitglieder der Familie, dazu Fleisch und Salate mit Knoblauchbaguettes, Bier, Sprudel und natürlich Fleisch, 2 oder 3 der Nachbarn stellen noch ihren Profigrill dazu, fertig. Heute nennt man eine selbige Feier BYOB/F (Bring Your Own Beer/Food) und es findet meist im Freundeskreis im Garten statt anstelle des Weges zwischen den Scheibchenhäusern.

Eine mir bis dato vollkommen unbekannte Variante ist die institutionalisierte Nachbarschaftsfeier. Gesponsert von
- dem französischen Senat (jaaa, bitte sehr !!),
- dem Wohnungsbauministerium oder wie das heißt,
- von der Sozialen Union fürs Wohnen,
- der Vereinigung der Bürgermeister Frankreichs,
- der Vereinigung der Bürgermeister der großen Städte (weil die sich natürlich nicht einfach mit den anderen zusammentun können, sollte man glauben???),
- dem Europäischen Parlament (und da sage noch einer, Europa sei Bürgerfern!),
- von der BNP und der Caisse des Dépôts (2 Banken, da weiß man gleich, zu wem man geht, sollte man der Nachbarin anlässlich der Feier zu nahe gekommen sein und nun dringend eine neue Wohnung suchen),
- dem Logistikunternehmen Geodis (die machen bestimmt auch Umzüge),
- der Fondation Nestlé,
- der Fondation Koné (die machen Aufzüge. Ganz uneigennützigen Engagement, vor allem da aktuell alle Aufzüge auf europäische Normen angepasst werden müssen),
- Carrefour (praktisch, da weiß man auch gleich wo man die Plastikbecher kaufen kann)
- Heineken, dazu muss ich ja jetzt nichts sagen
Die vollständige Liste hier : http://www.immeublesenfete.com/index.php4?coe_i_id=19
Dazu gibt’s dann gleich noch Poster, die man im Gebäude anbringen kann auf denen sich jeder eintragen kann mit dem, was er gedenkt zu dem Spaß beizusteuern. Persönlich sehe ich dennoch einen Rekord an Pastis-Flaschen auf uns zukommen.

Das alles weiß ich weil wir jetzt nämlich auch ein Strassenfest geplant haben. Also ich bisher so gar nicht aber meine Nachbarn.
Das Seniorenehepaar neben uns hatte zum Aperitif geladen. Die Nachbarin im Erdgeschoss war nebst Gatte ebenfalls dabei. Da kam die Sprache eben auf die Fête des Voisins und ich sagte, das wär’ doch ganz toll, wo wir so einen schönen Innenhof haben, auch einen kleinen Aperitif zu organisieren. Danach kam nix mehr und ich hab mich auch nicht wirklich drum geprügelt da aktiv zu werden. Bis zum letzten Wochenende. Eine keuchende Aliette kam auf uns zu und verkündete, 1. dass unsere Hauseigene Fête des Voisins für den 26. Mai beschlossen worden ist und dass sie 2. schon einige Mitbewohner eingeladen hat und 3. dass sie natürlich kundtut, dass das alles meine Idee war. Wär’ gar nicht nötig gewesen. Aber da ich nun schon einmal drinhing, bot ich an die Plakate zu machen. Nicht dass die beiden Schleifchenbinderinnen das übernehmen und darunter dann mein Name steht. Das bisschen Würde hätte ich schon gerne behalten.

Sunday, April 19, 2009

Reconciliation with Beijing


Silk market was a nightmare ! Whereever you go someone's yelling at you to buy cheap bad-looking "Luis Vuitton" and "Gucci" Handbags in that very special chinese-english accent.
Still, I managed to stay calm, ignore them, go to the tailors level and pass several orders at several stores (two costumes for Honey, one for me plus a dress).
Instead of a taxi I took the underground back. Two changes to go near the Olympic Area where our hotel is. Certainly not faster than a cab but with 2 Yuan (about 30 cents) unbelivably cheap. Learned: underground probably is as safe as an airport with bags being scanned before boarding. I wonder how that works durin
g rush hours ?
And, Chinese don't give a damn on the fact that people might want to get off the train before they get in, nope, don't care at all. I am the first one in the row, nose clashed to the glass walls. Good luck if you're the one getting down!

A colleague of mine invited me to join her and another colleague who lived in China for 10 years, 2 of which in Beijing. First stop: manucure and pedicure. 20 Euros alltogether and is was men doing it :-)
Then handbags (again, I thought): apparently a good spot you could never find if you're not an insider (go up the first level, turn, knoxk on doors...) but they've been closed as they've had a police razzia some days ago.Then back to the embassy area, cats refuge themselves into the embassies - apparently they are that badly treated by Chinese that they group in the embassies.
Had chinese dinner (NO rice!! Rice is only at the end of a meal if ever you're still hungry. We were not), shrimps, tofu, vegetables, beef...very, very good !! Great food, great ambiance, cheap as hell !!
And to end a good day a 90min foot massage. Heaven !! While your feet relax in a Yasmine (or whatever flower) bath, half an hour massage of the back, than the feet. It sometimes hurts a bit but is just better afterwards.
Driving back to the hotel: Beijing is nicer during the night than during the day for the simple reason that you don't see how polluted it is.

Saturday, April 18, 2009

Can Beijing possibly be more polluted than Mexico City in the 80's?

Yes it can! Since arriving, the dusty clouds hanging over the city never disappeared - impossible to really tell what season it is. I suspect some sunshine but can't be really sure.

Lessons learned: don't take the emergency seat if you want to sleep. I've been pretty happy when I found out I had been seated there until I realized that the toilets were besides the emergency exit, that Chinese aren't really what you would call discrete AND that they apparently just love hanging around the toilets.
Next: kids still have a hole in their pants. I remember the pediatric I went to as a child had a picture of a chinese boy (well I was sure it was a boy though I never had the chance to verify) with his buts uncovered. It is said that some "male problems" Chinese seem to have quite regularly are due to wearing these pants as a child. For me that was a kind of "old-communist-rural-China" tradition. No Sir, that one still exists and we've seen it yesterday while visiting the Bird's nest and the Water Cube. Being the only Westerners in the area AND the only people wondering about the half-naked boy, I assume this finally not so ancient tradition still goes on.
Got to suggest that one to some friends :-) "Son, you need to go to the toilet ? Just take a seat."

I also realized that I prefer arab by far to chinese - a bit of a stupid comment as I speak or understand neither of those languages but still: arab is smooth, melodic and even calm. You could fall asleep in front of a TV switched to an arab channel (maybe not Al Jazzeera but more like "die sprechende Briefmarke", some might remember :) In front of a chinese TV channel you're just good to get a heart attack. By the end of yesterday all I wanted is to tell them to shut the hell up, stop yelling at me I didn't do anything to you!!! Take away the Nazi-part of german - chinese is worse!

On the programme today: Silk Market and Tiananmen. We probably won't make it to the chinese wall which is like a 2h drive from Beijing.

Wednesday, February 11, 2009

ZarCosy hat gesprochen

…zwei Stunden lang. Wer sich schon immer gefragt hat, warum um alles in der Welt sämtliche Sender ihren Zuschauern (oder was davon übrig ist) um Karneval dasselbe Programm antun und das über Stunden hinweg, der hat noch nie ein Interview des französischen Staatspräsidenten erlebt. Ich sage deshalb erlebt, weil die Vorstellung sehr weit über eine banale Fernesehsendung, die man sich mal eben ansieht, hinausgeht.

1. Akt : Die Wahl der Moderatoren
Ein Moderator oder eine Moderatorin ist eine Person, die ein Gespräch lenkt, vom Lateinischen « moderare » = mässigen, steuern, lenken. Soviel zur Theorie. Im französischen Fernsehen hat ein Moderator hingegen ganz andere Funktionen.
Zum einen muss er die beteiligten Sender repräsentieren. In dem Fall TF1, den größten Privatsender Frankreichs, der zur Buygues-Gruppe gehört, die neben Baustellen und Handys eben auch Fernsehen macht und dessen Präsident, der seinen Posten von seinem Vater geerbt hat, zu den besten Freunden des Präsidenten der Republik gehört. Schon schwindelig ? Es kommt noch besser. TF1 hat seit Menschengedenken die Vormachtstellung der 20-Uhr Nachrichten inne. Selbige werden seit etwa 30 Jahren von den gleichen Moderatoren (da haben wir sie wieder) präsentiert : Claire Chazal am Wochenende, Patrick Poivre d’Arvor unter der Woche. Die beiden haben einen inzwischen erwachsenen Sohn. Davon hat die Öffentlichkeit aber erst erfahren, als selbiger die Volljährigkeit erreicht hatte. Der Vater des Sprösslings, die unangefochtene Nummer 1 des französischen Nachrichtenbusiness, hat im letzten Jahr den Präsidenten interviewt, mit Madame (also mit seiner Kollegin, versteht sich). Dabei hat er sich etwas weit aus dem Fenster gelehnt, den Präsidenten als « kleinen Jungen » bezeichnet, der auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm ganz aufgeregt gewirkt habe weil er endlich mit den Grossen spielen durfte. Das war zwar eine sehr zutreffende Beschreibung aber ZarCosy fand das leider gar nicht witzig. Und so kam es, dass dieses Urgestein eines Nachrichtensprechers mir nichts Dir nichts durch was Jüngeres ersetzt wurde.

Die Auserwählte trägt den wohlklingenden Namen Laurence Ferrari, ist jung, sehr blond und stand mal eine Weile auf der Liste der Kandidatinnen, die ZarCosys Exfrau Cécilia ersetzen könnten ziemlich weit oben. Und ja, man macht auch keinen Hehl daraus, dass der Elysée-Palast PPDA (wie man Patrick Poivre d’Arvor auch nennt) loswerden wollte und das der ebenselbe Elysée-Palast Laurence Ferrari vorgeschlagen hat. Ganz unverbindlich natürlich, man würde sich ja um Himmels Willen nie in die Geschäfte einer privaten Gruppe einmischen. Laurence Ferrari war also da, um TF1 zu repräsentieren.

Zum anderen wurde das Interview auch von den öffentlichen Sendern ausgestrahlt, namentlich von France 2. Dessen Nachrichtensprecher nennt sich David Pujadas, hat eine Frisur wie ein Rugby-Helm und nimmt es gerade Marktanteilsmäßig mit Laurence Ferrari auf, deren Zuschauer reihenweise zur Konkurrenz abwandern. Das Wort Konkurrenz ist aber in dem Zusammenhang ein ganz klein Wenig Irre führend. ZarCosy hat nämlich eine Empfehlung seines Kumpels Martin Buygues (wir erinnern uns? Der mit den Baustellen, den Handys und mit TF1) überreicht bekommen, nach der die Werbung der öffentlichen Sender ab 20 Uhr abgeschafft werden soll. Selbige wurde dann auch flugs umgesetzt. Genau genommen scheint unser Überpräsident eines schönen Tages ein Wenig knapp an Themen für eine einberufenen Pressekonferenz gewesen zu sein, woraufhin einer seiner Berater die besagte Empfehlung erwähnte, die der Chef dann auch sogleich als Entscheidung verkündet hat: das Staatsfernsehen wird reformiert. Nicht einmal seine zuständige Ministerin war informiert, macht aber nichts, der Chef kümmert sich selbst drum, sie darf ausführen. Und weil wir gerade dabei sind wurde auch gleich noch entschieden, dass zukünftig der Intendant der öffentlichen Sender France Télévisions auch von ihm höchstselbst ernannt werden wird. So ganz korrekt fand man das zwar nicht aber was soll man auch tun? Damit hatten wir zwei der „Lenker“ definiert.



Ein weiterer privater Sender, M6, will sich demnächst auch mit einer 20-Uhr Nachrichtensendung schmücken und schickte den idealen Schwiegersohn vor. Guy Lagache ist um die 30, hat eine vorwitzige out-of-bed-Frisur, moderiert derzeit ein Magazin am Sonntagabend und soll wohl der Sprecher der neuen 20-Uhr Nachrichten werden. Als Neuling im Geschäft der seriösen Nachrichten war von ihm nicht viel kritische Fragestellung zu erwarten.

Zu guter Letzt durfte auch ein Radiosender dran. RTL ist Marktführer der sehr gefragten Morgensparte und verfügt über gleich zwei geeignete Kandidaten: Alain Duhamel, der schon Mitterrand und Chirac bei ähnlichen Auftritten befragen durfte und den Politikexperten Jean-Michel Aphatie. Letzterer vereint spitzbübischen Charme mit messerscharfem Verstand und versteht es meisterhaft, die politischen Gäste des „Grand Journal“, eine abendliche Sendung des Bezahlsenders Canal+, mit seinen in original südfranzösischen Dialekt gestellten Fragen in die Enge zu treiben. Also zumindest für französische Verhältnisse. Wen es interessiert, sein Blog ist hier. Der wurde also – wir dachtens uns fast - nicht zum Präsidenten geschickt. Stattdessen also Duhamel, mit dem sich der Prinz zugleich in die illustre Reihe seiner Vorgänger begeben konnte.

2. Akt: Die Wahl des angemessenen Rahmens
Nun könnte man denken, der geeignete Rahmen für eine derartige Befragung wäre ein Fernsehstudio, wahlweise auch ein neutrales, extra zu dem Zwecke angepasstes Museumsgebäude oder ähnliches. Mitnichten. Natürlich bewegte sich der gesamte Tross mit Kameras, Licht, Fernsehstudio-Tischen, Publikum (sic!) in den Elysée, wo ZarCosy das Volk großzügig empfing. Im Hintergrund jahrhunderte alte, schwere und beeindruckende Vorhänge vor meterhohen Fenstern, die französische und europäische Fahne dezent hinter dem Präsidenten postiert. Selbiger saß auf der geraden Seite des Dreickstischs, ihm links gegenüber Ferrari und Pujadas, rechts gegenüber durften sich einer nach dem andere Duhamel und Lagache postieren, die Kamera natürlich immer in der Mitte, frontal zum Objekt der Begierde. So ist man das im Staate gewohnt, so wurde es schon immer gemacht und ZarCosy kann noch so lange über „rupture“ reden, gewisse Dinge fasst man dann doch lieber nicht an. Wo kämen wir denn da hin wenn sich der moderne Monarch tatsächlich zum (Fernseh-)Volk herab begeben würde? Am Ende würde sich einer erdreisten, eine kritische Frage zu stellen? Dach dazu kommen wir jetzt.


3. Akt: Die Choreographie – also das Interview selber
Das Interview mit dem Staatspräsidenten hatte zum Teil schon beinahe komische Momente, alleine schon aufgrund des starren Ablaufs.
Erster Teil: Ferrari und Pujadas stellen einführende Fragen. Der Präsident antwortete. Das klang sehr einstudiert aber was anderes hatte man ja auch nicht erwartet.
Zweiter Teil: Guy Lagache nimmt auf der rechten Seite des Tisches Platz. Auch er stellt Fragen, erstaunlicherweise wirken die fast natürlich, so unbeholfen wie er versucht, nicht sonderlich beeindruckt zu wirken.
Dritter Teil: Guy Lagache verlässt den Präsidententisch und nimmt wieder unterm Publikum Platz (ja, selbst unter Journalisten gibt es Rangunterschiede), Alain Duhamel darf am Präsidententisch Platz nehmen. Wer da noch nicht eingeschlafen ist darf weitere Fragen hören, die ebenso einstudiert wirken wie die davor. Selbst die vermeintlich provokante letzte Frage nach Quellen aus dem Elysée selber bezüglich der Kouchner-Affäre, die das Magazin Nouvel Observateur aufgetan haben will, wirkte irgendwie einstudiert. Die Antwort war dafür umso erhellender: statt einer Antwort gab es nämlich nur den Hinweis, ein Magazin, das angeblich von einer sms des Präsidenten an seine Exfrau erfahren habe (in der er ihr vor seiner Hochzeit mit Carla Bruni angeboten habe, alles zu annullieren wenn sie nur zurückkäme), sei ohnehin nicht ernst zu nehmen. Wir reden hier allerdings vom NouvelObs, eine Institution der französischen Mediengesellschaft, nicht ganz mit der Bildzeitung zu vergleichen. Eher schon mit dem Spiegel. Jedenfalls war das der wohl aufschlussreichste Moment der gesamten Veranstaltung: eine erschreckend deutliche Demonstration des Unwillens ZarCosys, eine freie Presse zu akzeptieren und der Unfähigkeit ihrer Vertreter, die Freiheit und Unabhängigkeit dieser Presse durchzusetzen.
Im vierten Teil nahm auch Duhamel wieder seinen Platz im Volk ein und Pujadas und Ferrari stellten ein paar abschließende Fragen. Eine davon drehte sich sogar um die Reform der öffentlichen Sender und die Ernennung ihres Präsidenten durch den Staatschef. In seiner gewohnt süffisanten Stimmlage erklärte der Präsident dem Journalisten Pujadas, der ja ganz offensichtlich gar nichts verstanden hatte, was Sache ist, dass nämlich der Präsident von France Télévisions mit 3/5 der Stimmen des Parlaments gewählt werde (womit die Opposition plötzlich ein Stimmrecht in der Sache hätte). Tatsächlich kann das Parlament die Nominierung mit einer 3/5-Mehrheit nur verhindern und die Mehrheit sollen sie mal suchen. Wir wollen kulant sein und gehen davon aus, dass der Präsident sich nur irrte, statt bewusst die Unwahrheit zu verbreiten aber wie dem auch sei: die Wahrheit traute sich niemand zu sagen, man hätte ja den Präsidenten berichtigen müssen und bei seiner allseits bekannten Affinität zu Kritik fürchtete wohl mehr als einer um seinen Posten. Danach war die Sache jedenfalls endlich überstanden.

Epilog
Der Präsident ließ uns wissen, dass er Frankreich gerade durch „ die schwerste Krise seit einem Jahrhundert“ führt (aha? Und 1929??). Wie genau, darüber denkt er noch nach, jedenfalls soll Frankreich „so spät wie möglich“ in die Krise schlittern und so früh wie möglich wieder raus. Und ich dachte, wir seien schon mittendrin???
Am Tag drauf veröffentlichten zwei Tageszeitungen Umfrageergebnisse zur Sendung.
Laut „Le Parisien“ hat der Präsident 36% der Zuschauer überzeugt. Laut „Le Figaro“ waren 53% der Zuschauer vom Präsidenten überzeugt. Nicht dass Le Parisien besonders links wäre aber zumindest der Figaro pflegt eine notorische Hofberichterstattung.
Was die „Lenker“ anging: da lag ganz offensichtlich ein Missverständnis vor. Die deutsche Berufsaufassung eines Journalisten, einen Regierungschef gnadenlos auszuquetschen bis der Austausch an ein Duell grenzt geht natürlich sehr viel weiter als „lenken“. Die französische Art und Weise hingegen lenkt nicht, sie konstruiert Steilvorlagen, die der Präsident dann genüsslich ausnutzen darf.

Monday, February 2, 2009

2009: Januar - ein frühes Bier und ein neuer Job


Am 28. kam Heides Sohn auf die Welt. Reichlich verfrüht, er war für Ende März geplant, die Mutter hat aber leider ein "HELLP-Syndrom" entwickelt, woraufhin das Kind ohne Namen geboren wurde: 44cm gross, 1.6kg schwer. Daher (und aufgrund des fehlenden Namens) auch der vorrübergehende Name: die Mass Bier, zählt man den Tonkrug mit kommt's gewichtstechnisch hin. Alternativ wären auch "Einundhalb Mass Bier" denkbar. Jedenfalls ist die Mutter inzwischen aus dem Gröbsten raus, das Kind liegt im Brutkasten und wird dort wohl auch so lange bleiben bis es genügend Gewicht zugelegt hat. So hatte man sich das zwar nicht vorgestellt aber immerhin scheinen die Babys in den letzten 2 Monaten ohnehin nur noch an Gewicht zuzulegen, womit spätere Komplikationen einigermassen begrenzt sein dürften.
Am Tag der Geburt der Mass Bier kam auch endlich eine Antwort: Ich hatte den Job! Beginn Anfang März, 3 Tage lang schwebte ich auf einer Wolke. Erleichterung machte sich breit. Zwar hatte ich versucht, mich so gut es ging an den Gedanken zu gewöhnen, in den Süden umzuziehen - immerhin konnten wir uns eine 140m² Bude zum Preis unserer pariser Rückzahlungen leisten - aber so richtig wohl war mir noch immer nicht. Als mir die Klitsche, die meine Firma 2008 gekauft hatte, und die mich gerne rekrutiert hätte, meinen Vertrag zusendete musste ich im Übrigen feststellen, dass mir mal eben 20% meines Einkommen flöten gehen würden. Stattdessen bekomme ich jetzt einen äusserst aussichtsreichen Job in einer grossen internationalen Firma mit 10% mehr Kohle. Was will man mehr?
Anfang Januar hatten wir unsere Reise nach Canada, genauer die Provinz Quebec. Ankunft in Montreal, dann in ein Reservoir mit dem Namen Lac Taureau, von dort nach Quebec City und schliesslich wieder über Montreal zurück nach Paris. Das Ganze Vollpension für 700€. Dem französischen Betriebsratsystem sei gedankt. Bisher sind die 700€ auch noch nicht einmal abgezogen worden. Jedenfalls beinhaltete das Programm Schlittenhunde-Rennen, mit dem Schneebob bei 110km/h über den zugefrorenen See brettern, Whirlpool, Langlauf-Ski, Schneewanderungen und den unnachahmlichen kanadischen Akzent. Während unserer Abwesenheit wurde auch das Kind von Meli geboren. Hanaé, schon wieder so ein eigenartiger Name bei dem sich die Eltern in Kreativität verausgabt haben. Immerhin sind die Eltern der Mass Bier vernünftiger, die Liste umfasst bisher Yannick, Alexander, Linus und evtl. Luis. Alles akzeptabel würde ich sagen...

Friday, January 23, 2009

Dezember - und da war's dann auch schon vorbei

So in etwa im Mai hatten meine Mutter und meine Tante angefangen, meinen Weihnachtsurlaub zu planen. Jede auf ihrer Seite natürlich. Muttern wollte, dass ich nach Deutschland komme, Tante hoffte Weihnachten ein Wenig moralische Unterstützung gegen ihren unerträglichen Sohnemann zu haben - vor allem aber, weil wir uns seit der Beerdigung meiner Grossmutter im Februar nicht mehr gesehen hatten. Zusätzlich natürlich die grosse Frage, ob wir nicht langsam anfangen sollten, Weihnachten als Paar zu feiern, also einer auf seine Familie verzichtet - was uns beiden reichlich egal wäre, wenn die besagten Familienangehörigen nicht so ein Drama darum machen würden. Schatzis Schwester hat es sogar für angebracht gehalten, gegen die Ehefrau ihres Cousins eine regelrechte Hetzkampagne loszulassen (natürlich nicht Aug' in Aug', bitteschön), weil selbige gerne mit den Grosseltern und ihrem Gatten das erste Weihnachten ihres gemeinsamen Sohnes feiern wollte, statt sich den Kommentaren ihrer Schwiegerfamilie 2. Grades auszusetzen. Ich komme wohl noch um die Pflicht herum weil ich keinen Ehering am Finger habe, und in Anbetracht des Gezeters wird das mit Sicherheit auch so bleiben.
Kurz gesagt: die Stimmung war dufte, schon lange vor Weihnachten.
Das hat Jerome nicht davon abgehalten, wie üblich deutlich zu lange die Option "ich halte mir alle Möglichkeiten offen" zu wählen. In Paris bleiben, zur Familie in den Süden oder gar nach Deutschland. Mir war von Anfang an klar, dass die Option Deutschland keine wirkliche war aber es dauerte eben seine Zeit bis er auch die entsprechend gültige Ausrede gefunden hatte (seine Neffen ziehen im Januar nach Dubai um, da muss er sie vorher nochmal sehen).
Da die Flüge nach Deutschland im Dezember so richtig teuer wurden und Schatzi ausserdem unbedingt günstig Boss-Anzüge erstehen musste, hatten wir vorsichtshalber einen Trip über's Wochenende mitte Dezember geplant. Im Voraus - ja, ich hab es wieder versucht - hab' ich alle angeschrieben, ob sie Zeit und Lust hätten mit mir Nostalgie auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt zu proben und anschliessend irgendwo was Essen gehen, gut fränkisch. Ja, dufte, tolle Idee, alle dabei. Das Wochenende war ausgebucht: Freitag Ankunft und Mittagessen mit den ehemaligen Kollegen, Nachmittag zu Grossmuttern, abends mit Bruder und Schwägerin in spe wenigstens ein paar Stunden zusammensitzen. Samstag Einkaufsmarathon, dann nach Nürnberg um Nadja und den kleinen Luis-Fratz auf dem besagten Christkindlesmarkt treffen, wo dann ja auch der Rest der Truppe dazustossen wollte. Sonntag Brunch bei Muttern und Abflug.
In der Woche vor unserem Flug kamen die ersten zaghaften Kommentare: der Christkindlesmarkt sei Samstags zu voll, darauf habe man keinen Bock, man stosse lieber später noch dazu. Überhaupt, ob den "später" noch immer in Nürnberg sei oder nicht vielleicht doch in Erlangen? Man könne ja fahren, kein Problem, aber Erlangen sei natürlich schon praktischer. Dann der Nächste: er kann Samstag nicht, ist zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, versucht aber am Freitag bei Mittagessen mit den Kollegen vorbeizuschauen. Danke auch. Samstag nachmittag dann der Nächste: es sei ja nur eine ganz theoretische Frage, auch gar nicht böse gemeint aber Nürnberger Christkindlesmarkt sei Samstags ja schon ganz schön voll (ja, ich hatte davon gehört und das ist auch schon seit Jahrzehnten so) und jetzt habe man sich überlegt, ob man - wieder: gaaaanz unverbindlich - nicht vielleicht doch lieber danach dazustösst. Ob wir denn planen würden in Nürnberg zu bleiben (déjà vu) und so weiter. Am Ende sind wir im wahrsten Sinne des Wortes über den verdammten Christkindlesmarkt gerannt um die Einzigen, die nicht abgesagt hatten (Kunststück, das waren Nürnberger) zu treffen, in 15min 4 Glühwein herunterzustürzen, im Sprint zu Nadja rennen, Luis eine halbe Stunde lang herzen, eine sms zu schreiben, von wegen wir hätten 15min Verspätung um dann bei einem neuen möchtergern-Schickeria-Italiener in Erlangen zu landen. Den hatte man mir vorgeschlagen, ich hatte keinen Nerv mehr auf Diskussionen und wollte aber einfach nicht aufgeben. Immerhin sehen wir uns ja auch nur 2x im Jahr.
Jedenfalls haben wir unsere Lektion gelernt: keine Termine mehr, wer Lust hat uns zu treffen macht entweder das Minimum an Anstrengung (nochmal: 2x/Jahr ist auch wirklich nicht zuviel verlangt) oder lässt es eben bleiben. Bei einem Wochenende ist die Zeit zu knapp als dass ich mich nach allen richten kann.
In der Woche nach unserer Rückkehr fand die Übergabe der heiss ersehnten Ehrenlegion für Schatzis Vater statt. Das Ganze war neben der Auszeichnung auch ein recht clever eingefädelter PR Event für die Einrichtung, der er vorsteht. Daher auch die absolute Notwendigkeit, die Übergabe in ebendieser Einrichtung in Anwesenheit der Gesundheitsministerin zu organisieren. Ein weiser Schachzug, so schnell bekommt man ja keinen zuständigen Minister sonst in die Bude. Am Tag drauf hatten wir die versammelte Manschaft in unserer bescheidenen Bude zur Einweihung geladen. Zum Glück für uns waren derart viele Reste vom Empfang übrig geblieben, dass wir uns um nichts zu kümmern hatten und nur noch die reichlichen Geschenke auspacken mussten.
Letztlich gab ich dem Drängen aus Deutschland nach und kaufte ein Ticket über Weihnachten. Die Wochen zuvor waren ordentlich voll gepackt gewesen, mein einziges Ziel war, über Weinachten ordentlich auszuspannen. Das schien allerdings den Rest der Familie etwas zu irritieren. Am dritten Tag sank die Stimmung merklich, ich war froh die Einladung von Nadja und Marc annehmen zu können, einen Nachmittag bei ihnen zu verbringen. Luis ist ein richitg süsser Lausebub, der einen unglaublichen Charme hat. Wenn das so bleibt, und bei den Genen von Seiten der Mutter, sehe ich eine künstlerische Karriere am Horizont.
Silvester 2007/2008 hatten wir an die 30 Leute in die grosse Bude von Schatzis Vater eingeladen und eine sehr feine Sause bis in die frühen Morgenstunden veranstaltet. Dieses Jahr, da unsere Wohnung um einiges kleiner ist, wir zuviel unterwegs waren und überhaupt dachten, einer der 30 Leute vom letzten Jahr könnte ja dieses mal was organisieren, hatten wir nichts geplant. Am 30. rief ein Freund an. Seine Freundin war hochschwanger, sie durfte sich seit Monaten nicht viel bewegen, daher würden sie nur zu zweit feiern, wir seien aber eingeladen. Beide sind nett, sie nur leider sehr viel nerviger als er. In Richtung möchtegern-Gutmensch, die Angst vor der U-Bahn hat weil alle Leute dort aussähen wie potentieller Attentäter (danke auch!) udn deswegen fahre sie Auto. Schaupsielerin, die eine Rolle in der Flopsoap des letzten Jahres hatte, die auch noch die hiesige Goldene Himbeere gewonnen hatte. Seitdem kein einziges Engagement, ergo der perfekte Zeitpunkt, die ohnehin wenig erfolgreiche Karriere mit einem Kind zu krönen, dessen Unterbringung und Aufzucht dann eben vom Vater finanziert wird. Wobei das Material, das man dafür aufwendet und anschafft natürlich nur vom Allerfeinsten ist. Kurz gesagt: die Aussicht verlockte mich wenig. Bedingung war schliesslich, eine Kiste Champagner für mich zu haben um mir das Mädel halbwegs erträglich saufen zu können. Am 31. die Erlösung: der ehemalige Schulfreund,, auf dessen verregneter Hochzeit wir im Juli waren, fragte an, ob wir nicht den Altersdurchschnitt seiner Silvesterfeier anheben wollten. Seine 23jährige Frau hatte Freunde und Schwester geladen und er befürchtete wohl, alleine etwas unter dem Gegiller unterzugehen. Dabei konnten wir ihn natürlich unmöglich alleine lassen. In den frühen Morgenstunden hatte ich einen wiederholten Beweis, die richtige Entscheidung für Paris getroffen zu haben: ordentlich angetrunken schwankten wir zur Metro, die auch fuhr. Kein stundenlanges Warten auf ein Taxi, das uns gnädgerweise für 30€ nach Hause ans andere Ende von Paris fuhr, sondern eine kostenlose Fahrt mit der U-Bahn in der erstaunlich wenig Volltrunkene, dafür mehr recht enttäuscht aussehende Passagiere waren.

Wednesday, January 21, 2009

November - Rom und der grosse Knall

Wie nicht anders zu erwarten kam es dann im November tatsächlich zum grossen Knall. Bambi hatte angefangen, etwas zusammenzuzimmern, das er einen Kommunikationsplan nannte. Leider ohne die geringste Ahnung zu haben, wie man sowas denn macht. Also fragte er in allen Geschäftsbereichen die Bosse (das liebt er, sich wichtig fühlen), worauf sie denn 2009 so Bock hätten, erfindet an die 12 feine Slogans und fühlt sich ganz doll erwachsen dabei.
Da ich das Treiben lächerlich genug fand und damals ja noch dachte, bei der Firma zu bleiben, bot ich an, den Kommunikationsplan für Frankreich zu erstellen. Also Besprechungen links und rechts, Marktstudien bis zum Erbrechen einverleibt (unser Marketing ist inexistent, da muss man leider einiges von Grund auf neu suchen) und versucht, daraus dann schlaue Schlüsse zu ziehen, die auch mit dem Budget vereinbar wären.
Eines schönen Tages bat er mich in sein Büro um seinen supi-dupi Kommunikationsplan zu diskutieren. Wie eigentlich immer weil Entscheidungen treffen nicht zu seinen Stärken gehört und Bambi eben eine Mama braucht. Ich sagte ihm, dass das ja alles ganz nett sei, dass aber meiner Ansicht nach die elementarsten wie auch die wichtigsten Schritte noch nicht einmal ansatzweise angeganen worden seien. Selbige wären beispielsweise - und zeigte ihm einen Ausdruck dessen, was ich für Frankreich angefangen hatte. Sichtlich beeindruckt musste er tatsächlich zugeben (das wiederum ist ihm anzurechnen), dass ich offensichtlich mehr Kompetenz auf dem Gebiet hätte (ach ?) und bat mich, ihm meinen Plan zu schicken. Inzwischen kannte ich allerdings Bambis Arbeitsweise (kopieren) und weigerte mich. Erst nicht direkt, beim 2. mal auch noch nicht. Beim 3. Anlauf kam er in mein Büro, das ich mit unserer Azubi und dem damaligen Praktikanten teile. Letzterer steht auch eher auf Männer und ist zu seinem eigenen Unglück blond und blauäugig - genau Bambis Beuteschema, der daraus auch leider keinen Hehl machte. Der Arme hat sich ungefragt über ein Jahr lang sehr dümmlich und zum Teil sogar dreist anbaggern lassen müssen und Bambi merkte nicht einmal wie peinlich das allen war, inklusive dem Praktikanten selber. Jedenfalls verlangte er den Kommunikationsplan, ich sagte er bekomme ihn sobald selbiger fertig sei, er bestand darauf ihn sofort zu bekommen und irgendwann fragte ich ihn, ob er mir garantieren könne, dass das Dokument nicht in seinem Namen in der Firma verteilt werden würde. Was ihn tatsächlich daran so nervte war weniger der Vorwurf selber, als dass es vor dem Praktikanten geschah und so vor ihm seine (inexistente) Authorität in Frage stellte. Er bat mich daraufhin in sein Büro und wie es eben so ist, das Fass lief über. Ich erklärte ihm, dass ich es leid sei, kostenlosen Kommunikationsunterricht zu erteilen und dass ich ergo den Plan so lange behalten würde, bis ich endlich den verfluchten unbefristeten Vertrag in den Händen halten würde. Basta. Dass ich es ausserdem satt sei, mir seine vollkommen unnützen "Ratschläge" anzuhören, wo er seine Tage vor Facebook und Youtube verbringt. Und wo wir dabei seien, das sei auch nur möglich, weil ich mich in dieser Bude um alles kümmere, ob es Kongresse seien oder Broschüren oder Internet. Bestes Beispiel: der Kongress im Oktober, der einzige um den ER sich kümmern wollte und der vollkommen in die Hose ging. Oder noch besser: der Kongress in New York, bei dem er mal eben "vergessen" hatte dem Standbauer mitzuteilen, dass wir den Stand gewechselt hatten obwohl ich ihn explizit gebeten hatte, daran zu denken weil ich es NICHT tun würde. Und so weiter und so fort. Einmal angefangen war's dann ja auch irgendwie zu spät.
Am Tag drauf bat er mich in sein Büro um mir mitzuteilen, dass er mir eine E-mail schicken werde mit Kopie Peronalabteilung und seinem Vorgesetzten, um mir mitzuteilen dass er aufgrund unseres Streits keinen unbefristeten Vertrag mehr unterzeichnen würde und dass unser Arbeitsverhältnis ergo Ende Februar zuende sei. Das war Donnerstag. Freitag abend, ich checkte meine mails auf dem Weg zum Flughafen, erhielt ich eine Einladung des rechten Armes unseres Vorgesetzten. Montag eröffnete er mir, er handele im Auftrag desselben, hätte erfahren was passiert sei und biete mir einen Posten im Marketing an, da sie nun nicht mehr rückgängig machen könnten was passiert sei, sie aber dennoch nicht auf mich verzichten wollten.


Das Wochenende dazwischen verbrachten wir auf einem Horrortrip in Rom. Ein befreundetes Paar, er Italiener, sie Französin, hatten uns Monate vorher angeboten, ein Wochenende in Rom zu verbringen. Im November 2007 hatten wir bereits ein Wochenende mit den beiden in Barcelona verbracht. Nach diesem Wochendene in Rom sollten wir uns wieder daran erinnern, warum wir 1 Jahr lang keine gemeinsame Reise unternommen hatten. Es fing allerdings auch nicht sonderlich gut an: unser AlItalia-Flug hatte satte 3 Stunden Verspätung. In Rom angekommen erwartete uns eine etwa 100m lange Schlange vor dem Taxi-Stand. Da sämtliche Flüge mit Verspätung angekommen waren (unser Taxifahrer erklärte uns später, es hätte "heftig gewindet"), fuhr die Bahn in die Innenstadt nicht mehr also versuchten alle, eines der sehr seltenen Taxis zu ergattern. Unser Begleitpärchen war dem Nervenzusammenbruch nahe und suchte Fieberhaft nach einem Ausweg. Nicht ohne das obligatorisch französische Herumgemaule von Seiten der Lady. Das Taxi, das wir schliesslich ergattert hatten, hatte es sehr eilig und rauschte mit 190km/h über die Autobahn. An der ersten roten Ampel Vollbremsung, die der Hintermann ja irgendwie auch nicht so voraussehen konnte, und ein grosser Knall. Nach kurzer Besichtigung wurde geurteilt, dass der Wagen nichts hatte und weiter gings.
Am Tag drauf Besichtigung. Jegliche Hügel Roms (und derer gibt es einige) mussten zwecks der verdammten Aussicht bestiegen werden. Am Ende des Tages hatten wir komplett Rom mit Ausnahme des Vatikans zu Fuss besichtigt. Dazu wurde geknausert dass es nur so krachte und das obwohl beide zusammen nicht weit der 200.000€/Jahr sein dürften. Lady hatte sich überlegt, für einen späteren Schwedenbesuch sei Rom ja wohl bestimmt der ideale Ort um eine Mütze zu kaufen. Natürlich billig. Und Entscheidungsfreude ist auch nicht so ihr Ding. Also durften wir sämtliche Ramschläden, die die ewige Stadt zu bieten hat, durchforsten. Abends ging es in ein Restaurant, das mir ein in Rom ansässiger Kollege empfohlen hatte (natürlich nicht ohne vorab zu klären, ob das preislich auch akzeptabel sei). Leider schien Schatzi mit der italienischen Küche nicht so zurecht gekommen zu sein, er verbrachte die Nacht vor dem Porzellangötzen.

Am Tag drauf ging das Gerenne weiter zum Vatikan, dann zur Engelsburg und als sie dann schon wieder mit einem weiteren Hügel anfingen war's bei uns vorbei. Wir verabredeten uns für in 3 Stunden im Hotel und konnten endlich alleine und in aller Ruhe Rom geniessen. Zum Abschied ging's dann noch um die Frage, ob wir wirklich 12€ (man beachte, das sind ja immerhin stolze 3€/Person!!!) investieren wollen um ein Taxi zu rufen statt es einfach auf gut Glück zu versuchen. Natürlich versuchten wir es auf gut Glück, natürlich war das Glück nicht mit uns. Ab dem Augenblick murmelten wir wohl nur noch manisch "das war das letzte mal, das war das letzte mal..." vor uns hin. Am Flughafen angekommen, es war ja kaum anders zu erwarten, hatte unser Flug wiederum Verpätung. Die Maschine sei noch nicht angekommen. Dann hätten sie keine Crew gefunden. Als sie sowohl eine Maschine, als auch eine Crew gefunden hatten, fanden sie kein Reinigungsteam. Vollkommen entnervt landeten wir um 2 Uhr Früh in Paris, wo die Gate-Tür nicht aufging. Am Tag drauf bekamen wir eine mail von der Lady. Sie hatte den Flug gezahlt, ihr Kerl das Taxi auf der Hinfahrt. Wir hatten das Hotel gezahlt und das Taxi auf der Rückfahrt. Das Taxi auf der Rückfahrt hatte aus welchem Grund auch immer 10€ weniger gekostet, weswegen wir ihnen 5€ schuldig seien !!! Ich hab darauf gar nicht geantwortet. Sollte sie wegen der 5€ nochmal antanzen werde ich ihr mit einer grosszügigen Geste einen € überreichen. Der Flug hatte nämlich nur 99€/Person gekostet, das Hotel jedoch 100€. Macht nach meiner Recnung eine Differenz von 1€, die ich ihnen gerne überlasse.

Oktober - Wieder Kongress...und das war's dann eigentlich

Oktober ruhig, zumindest sagt mir das mein Outlook-Kalender. Oder ich will mich vielleicht nicht so genau erinnern. Gegen Mitte ging's nach Monaco auf Kongress, das Örtchen ist immernoch recht hässlich, der Prinz Albert auch und zudem hat's auch noch geregnet. Nachdem ich mir letztes Jahr eine Tirrade meines Cheffchens anhören musste, von wegen der Helikopterflug (wir erinnern uns? Kostet weniger als das Taxi) sei "inappropriate" und deshalb zukünftig zu unterlassen, habe ich diesen wohlgemeinten Rat natürlich befolgt, was mir wiederum den Spott meiner versammelten Kollegenschar eingebracht hat. Soviel dazu.
Er wiederum war bis zum Zeitpunkt meiner Reise in den USA. Dumm nur, dass zwei Kongresse zum gleichen Zeitpunkt stattfanden, einer in Monaco (da war ich) und einer in Paris (da hätte er sein sollen). Als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass seine Rückreise ein bisschen spät sei, weil niemand am Eröffnungstages des Pariser Kongresses anwesend sei, eröffnete der Idiot mir, dass er "plans for the weekend" hätte und deswegen unmglich einen Flug früher nehmen könne. Schön wenn man Arbeit und Vergnügen so hübsch verbinden kann. Das Ergebnis war entsprechend: die Lanyards, die wir sponsorten, kamen nicht an. Ich versuchte von Monaco aus das Ding irgendwie hinzubiegen, und als er endlich am Kongress ankam und das Ausmass des Schreckens erfasste, machte er sich nicht etwa daran, den Schaden zu beheben. Das wär' zuviel Arbeit gewesen. Er beschied, das die Organisatoren ja wohl ein Interesse darin hätten, die blöden Bänder zu haben und deshalb sollten sie sich gefälligst selber darum kümmern - und rauschte ab. Zum Glück hatte ich unsere frisch eingestellte Assistentin-Azubi hingeschickt um zu kucken, wie ein Kongress so von innen ausschaut. In seiner Abwesenheit und mit telefonischer Anleitung aus Monaco hat sie das Ding dann noch einigermassen hingekriegt.

Generell ging mir der Bub immer mehr auf den Zeiger. Es war nämlich seit etwa 5 Monaten Wahlkampagne in den USA. Selbige wurde aufmerksamst verfolgt. Während der Arbeitszeit. Über Youtube, democratsabroad und dergleichen. Im Oktober etwa hat er dann auch tatsächlich aufgehört, die offenen Facebook, Yahoo und Youtube Fenster auf seinem PC hektisch zu schliessen, sobald ich in sein Büro kam, und hat einfach weiterlaufen lassen.
Was ihn aber natürlich nicht davon abgehalten hat, mich mit Vorträgen darüber zu beglücken, was er für professional attitude hielt (nach Ende des Kongresstages nicht mehr mit Kollegen zu kommunizieren beispielsweise. Wohl weil er sich immer in irgendwelche Gay Bars verpisst und von den besagten Kollegen keiner sonderlich Lust auf seine Begleitung zu haben scheint). Es sollte im darauf folgenden Monat dann zum erwarteten Clash kommen. Bisher jedoch verhandelten wir noch über die Modalitäten meines unbegrenzten Arbeitsvertrages ab März 2009: da France Telecom ja schon seit Jahren Einstellungsstop hat, war das eine etwas langwierige Angelegenheit. Erst sollte ich in einer Auslandsfiliale eingestellt werden, da die nicht von der Muttergesellschaft kontrolliert werden. Von dort könne man dann meinen Vertrag nach Frankreich überschreiben, was eine interne Personalbewegung wäre und somit von der Muttergesellschaft gestattet. Nach London, kam Rom als Büro infrage, dann ging's nach Südafrika. Monatelang, wann, wohin, wie lange? Um dann am Ende festzustellen, dass das Ganze wohl auch innerhalb Frankreichs möglich wäre, da es da noch eine französische Filiale gäbe, die wohl der Kontrolle der Muttergesellschaft irgendwie entkomme. Wie auch immer, den Vertrag hatte ich immernoch nicht, viele mündliche Zusagen und vor allem Beteuerungen, nichts schriftliches. Und da mir das Ganze langsam zu blöd wurde, fing ich an, mich nach etwas anderem umzuschauen. Ende Oktober hatte ich ein erstes Gespräch mit Alstom, bis zum zweiten Gespräch sollten allerdings 2 Monate vergehen.

Thursday, January 8, 2009

September - Ministerialkalender und Kongress

Ab September schoben wir die ruhige Kugel. Die Wohnung war bis auf kleinere Details fertig. Nun, die Badewanne wäre nochmal neu mit Silikon auszuspritzen, da hat unser Khalifa offensichtlich ein bisschen schnell gearbeitet. Sonst ja nicht seine Art. Und dann wär da noch die Tür neben dem Bücherregal, die er uns versprochen hatte. Ja und die neue Umrahmung für das Küchenfenster und die Wohnungstür. Wie auch das Alu-farbene Band an der Bar. Also die Liste ist doch recht anschaulich aber wir sind trotzdem happy, endlich drin zu sein.
Mitte September der alljähliche Abstecher nach Amsterdam. Der Kongress ist lang (5 Tage) und anstrengend. Und das nicht nur, weil wie übich die Arbeit hauptsächlich an mir hängen bleibt. Immerhin trifft man auf derartigen Veranstaltungen immer Kollegen, die man unterm Jahr selten sieht, das Highlight. Das Hotel war dafür ziemlich furchtbar, vor allem gemessen am Preis (fast 300€/Nacht und Nase - und auch hier konnte man das Fenster nicht öffnen).

Wieder zu Hause ging's ans Organisieren der Einweihungsfeier. Nach Studium unserer potentiellen Gäste entschieden wir uns gegen eine und für mehrere Parties - immerhin wohnen wir ja nicht auf 100 sondern auf 42m². Die erste war dann auch gleich im September organisiert: alte Freunde von Jerome kamen und machten Lärm. Viel Lärm. Unsere Nachbarn unten drunter waren ganz offensichtlich über's Wochenende verreist, vo denen hörten wir nämlich nichts. Der Rest des Gebäudes hat aber wohl die komplette Feier erlebt, als wären sie dabei. Gesprächsthema Nummer 1 war natürlich Benoit und sein Abenteuer auf der Hochzeit im Juli, alle hatten Sorge um ihre Zähne.
Ein paar Tage drauf kamen Kameraden von meinem Master vorbei. Die Party war dann auch gleichzeitig die Abschiedsparty für Prutha, die zurück nach Indien ging nachdem sie in Fankreich keiner anstellen wollte. Unser korsischer Freund Olivier hatte sich in den drei Monaten, die wir uns nicht gesehen hatten, gePACSt und entPACSt und zieht jetzt doch wieder zur ge- und entPACSten Freundin zurück, vermutlich um sich wieder zu verPACSen, jedenfalls um weiterhin Tofu zu futtern weil sie ist Veganerin.

Zwischendurch hätte eigentlich die Übergabe der Ehrenlegion an meinen Schwiegervater erfolgen sollen. Der Termin stand, die Gesundheitsministerin sollte zur Übergabe kommen, Freunde und Bekannte waren eingeladen, Hotelzimmer und Traiteur gebucht - und am Tag zuvor wurde alles abgesagt. Der Ministerialkalender wurde offensichtlich von der Praktikatin geführt und die hatte irgendwie "vergessen" dass am gleichen Tag die Olympiasieger im Elysee sein sollten, Termin den die Ministerin für Gesundheit, Judeng und Sport natürlich nicht verpassen konnte. Also neuer Termin im Dezember.

Friday, January 2, 2009

August - Gazelles, Ragbrod, wieder Hochzeit


Anfang August war es dann so weit: unser erster gemeinsamer Sommerurlaub. Das Ziel war bis zur letzten Sekunde nicht ganz klar, die Kriterien schon: raus aus Frankreich, warmes Wetter und bezahlbare Preise. Also Marrakesch eine Woche. Der Club Med erwies sich als genau das Richtige für uns: Entspannung pur, keine Diskussion um wer wieviel zahlt (weil es war schon alles bezahlt und das bisschen Extra kostete tatsächlich fast nichts), 
genug zu entdecken, dass man sich nicht langweilt, aber eben auch ein brauchbarer Pool an dem man einfach nur herumliegen kann.
Unsere Anlage war die alte, aus den 70ern, mitten in der Medina. Das richtig alte Club-Feeling: viele Einzelzimmer mit Betten die dennoch problemlos zwei Personen aufnehmen, sollte man sich beim Aperitif näher gekommen sein. Zudem Zugang zur neueren Anlage in der Palmeraie. Da wir qua spätem Aufsthehen am ersten Tag (der Ruf desMuezzins hatte uns natürlich die ersten beiden Nächte aufgeweckt) keine Chance auf eine Poolliege in unserer Anlage hatten, haben wir den Shuttle Bus in die Palmeraie genommen. Wo unser Club noch den Vorteil seiner zentralen Lage aufweisen kann, wird in der Palmeraie nur noch geklotzt: zwei Pools, ein Golfplatz mitten in der Wüste, sämtliche denkbare Sportaktivitäten, hunderte von Gästen gleichzeitig...too much von allem, vor allem too much Animation. Wer sich bei dem Geplärre über die Lautsprecher am Pool noch erholen kann arbeitet wohl in der Stanzerei bei Peugeot? Der wahr gewordene Alptraum eines Club-Med-Gegners. Am "ruhigen" Pool, der natürlich auch viel kleiner aber daür geruhsam unanimiert war, ergatterten wir uns eine Liege, in der Mittagssonne, schlürften unsere ersten all-inclusive Gin Tonics, holten uns einen tierischen Sonnenbrand (der Schatten war restlos belegt) und waren mächtig zufrieden mit uns und der Welt.
Am Abend trafen wir unsere Club-Mitbewohner: Familien mit Kleinkindern, pubertierende Gö
ren, schwule Pärchen und Patrick Chirac. Patrick Chirac ist das Synonym für einen bestimmten Typ Urlauber: Goldkette, getönte Haare, Klamotten aus den 80ern. Er fährt immer zur gleichen Zeit an den gleichen Ort, kennt dort ergo jeden und das seit etwa 20 Jahren. Die anderen Urlauber wechseln, oft vielleicht auch die Clubverantwortlichen, die Animateure sowieso, Patrick Chirac bleibt. Der Club wird quasi zu seinem Terrain, auf dem wir auch mal spielen dürfen. Er grüsst jeden als würde er ihn kennen und wenn man nicht aufpasst, erklärt er einem die Freundschaft. Club-Med-Patrick-Chiracs halten sich auch strikt an die Kleidervorschriften: am Montag ist Jeans und weiss angesagt, am Dienstag rot und schwarz und so weiter. Das wird an den Aushängen angekündigt und die Leute richten sich erstaunlicherweise lammfromm danach.
Kaum tritt man aber vor die wuchtige Tür des Clubs ist man mittendrin im Getümmel der Jamâa el Fna, dem UNESCO-geschützten Hauptplatz, der jeden abend ab 17h zum Karneval erwacht. Riesengetümmel, Affen die auf Schultern springen, Schlangen, Kartenleger und Handleser, Zigarettenverkäufer und Grillschuppen unter offenem Himmel. Überall Geschubse und Geschrei, alles in einer dicken Rauchschwade, die einen vollkommen die Orientierung verlieren lässt. Aber das ist gerade 
die Magie dieses Platzes und macht ihn wohl für Touristen so attraktiv. Der Ausflug auf die Jamâa el Fna sollte zum festen abendlichen Programmpunkt werden, man sieht sich einfach nicht satt.Weiterer Höhepunkt natürlich die Souks. Einen Führer wollten wir nicht bezahlen (wir haben schlechte Erfahrungen mit von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten gehetzt werden), also alleine auf ins Gewühl. Ob die charmante gazelle nicht einen Schal kaufen will. Oder Ohrringe. Oder Seife. Oder Schuhe. Natürlich haben wir uns verfranzt und natürlich haben wir auch zwischendurch halb verzweifelt einem Jungen 10Dirham gegeben, damit er uns wieder zurück bringt aber das gehört wohl dazu. Viel beängstigender war ein Typ im Barcelona-Trikot, der uns als verirrte Touristen erkannt hatte (Kunststück, wir waren weit und breit die einzigen nicht Marokkaner), uns seine "Hilfe" anbot, und der uns trotz Ablehnung stur kilometerweit verfolgte. Am dritten Tag hatten wir aber auch hier den Dreh langsam raus und wurstelten durch die Souks als wären wir dort aufgewachsen. Es wurde also Zeit, ans Feilschen zu denken. Ich musste natürlich ständg kichern weil mir die Szene auf Life of Brian einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte - realistischer als man das von Monty Python denkt: die haben bestimmt nur aufgeschrieben, was sie im Souk in Marrakesch erlebt haben. Eine belgische Club-Bewohnerin, die gerade dabei ist einen Riad zu renovieren, empfahl uns, 30% des verlangten Preises anzubieten und dabei zu bleiben. Wenn der Händler nicht drauf eingeht, gehen. Sollte es tatsächlich zu niedrig sein, wäre die Sache damit erledigt aber im Regelfall folgen sie einem mit einem besseren Angebot. Es funktionnierte. Ähnliches Prinzip bei den Kutschen: die Türsteher im Club Med sagten, das kostet uns 100Dirham (etwa 10 Euro), die Kutschfahrer wollten 500Dhs. Gerade am Umdrehen, als einer uns gütig "aber nur weil die Gazelle so charmant ist" einen alten Kutscher mit nicht älterer Kutsche und altem Gaul zuwies "aber nur weil er so grosszügig ist". Als wir auf der Hinterbank Platz genommen hatten entdeckten wir die offizielle Preisliste, auf arabisch und auf französisch. Aber bis man dahin kommt hat man im Regelfall den Preis ja schon verhandelt. Unser armer Gaul (im wahrsten Sinne) zuckelte also durch die brütende Hitze - wir wollten Hitze, wir bekamen sie - zwischendurch gab's einen Abstecher zum Kundendienst (also dem Hufschmied). Nachmittags zurück zum Pool. Jerome fand einen neuen Freund: "Hallo" - "Hi" - "Wie heisst Du?" - "Jerome, und Du?" - "Salim. Wie alt bist Du?" - "32, und Du?" - "7". Vielleicht nicht für's Leben aber immerhin überdauerte sie den Nachmittag am Pool.
Sommerwochen in Paris sind unfassbar langweilig, vor allem wenn man arbeiten muss natürlich. Wie schon erwähnt verdünnisieren sich alle Franzosen, die es sich leisten können und Urlaub bekommen (und das sind geschätzt 80%) im Sommer für mindestens 3 Wochen in den Urlaub. Die meisten natürlich nach Südfrankreich. Ergebnis ist, dass diejenigen die nicht während der Sommerferien in Urlaub fahren, sondern arbeiten an Langeweile zugrunde gehen. Das erwies sich als Vorteil für uns weil nämlich inzwischen in der Wohnung ordentlich was voran ging: das Bad war fertig, die Küche sah endlich benutzbar aus, zwischendurch verbrachte Khalifa 1 geschlagene Woche unter unserem Boiler, der uns lange Probleme gemacht und schliesslich ganz im Stich gelassen hatte. Ein Ersatz ward schnell beschafft, dann lagen aber erstmal ein paar Tage 2 Boiler bewegungslos in der fast fertigen Wohnung herum.

Um dem traurigem Schicksal pariser Arbeiter im Sommer und den frustrierenden nicht-Fortschritten zu entkommen flogen wir wieder weg, dieses mal auf ein langes Wochenende nach Göteburg, einen Studienfreund von Jerome besuchen. Die Tickets erstanden wir dank unserer Flying Blue Karten, Übernachtung ganz unschwedisch bei Nico und seiner schwedischen Freundin. Wir haben nämlich gelernt, dass Schweden nur äusserst selten Besucher in ihr allerheiligstes Heim hineinlassen. wir kamen in diesen Genuss wohl überhaupt nur weil Nico eben noch kein 100%iger Schwede geworden ist. Dafür haben sie ausgesprochen viele Cafés , Restaurants und Bars wo man sich trifft. Wir trafen einen weiteren alten Studienfreund, den die Schwangerschaft seiner schwedischen Freundin nach Schweden verschlagen hat, zum Nachmittagskaffee, eine Tradition. Dort erfuhren wir, dass die Mutter seines Sohnes Jerome noch immer nicht wiedersehen will, weil er sie im 9. Monat schwanger gefragt hat, ob sie denn zuviel McDonald's in letzter Zeit gegessen hätte. Der Witz kommt zugegeben aus der untersten Schublade aber der Sohn ist inzwischen 4. Nix zu machen. Ohne Sohn und ohne Mutter, leider auch ohne den zum Vater mutierten Studienfreund aber mit Nico und seiner Freundin gings auf Entdeckungstour um Göteburg herum. Niedliche Dörfer mit klischehaft schönen roten Häusern, ein Springturm und laue 25°. Kajak fahren in den Fjorden, dazu selbstgemachtes Picknick mit Ragbrod, also Vollkornbrot, und Lachs und Heringssalat. Leider hatte mein Kajak einen derartigen Rechtsdrall, dass ich mehr damit beschäftigt war, das Ding gerade zu halten als vorwärts zu kommen. Kraftraubend, anstrengend, nervend, ich war am Ende. Abflug am Tag drauf um 7.
Zum Glück hatten wir die Woche drauf beide frei. Die Wohnung war einige Tage später endlich bezugsbereit. Jerome fuhr nach Nimes, ich blieb um die Wohnung fertig einzurichten.
Kaum eine Woche später stand dann auch schon das nächste Grossevent an: Hochzeit von Vinnie in Belgien. Die "offizielle" Hochzeit hatte schon Ende Juli in Algerien stattgefunden, die standesamtliche noch davor in Belgien. Jetzt also die grosse Sause. Monate im Vorfeld hatte ich angefragt, ob Interesse an einem gemeinsamen Freitag abend in Brüssel besteht, zwecks Wiedersehen. Ja klar, gute Idee, dufte. In der Woche vorher: ja eigentlich passt's jetzt doch nicht so gut. Es wär' ja Stau zu erwarten am Freitag, und die Hochzeit sei ja auch erst Samstag. Nun, das war ja der Sinn der ursprünglichen Anfrage gewesen aber inzwischen werd' ich mich wohl dran gewöhnen müssen: wenn ich mich bewege bekommen wir schon was zusammen aber eben nur wenn das nicht zuviel Anstrengung von deutscher Seiter verlangt. Davon liessen wir uns die Laune nicht verderben, fuhren trotzdem Freitag nachmittag los (und hatten natürlich auch Stau), sangen laut und schief zu den Songs aus dem Radio mit und genossen einen netten Abend in Brüssel. Tags drauf trafen wir den Rest der Bande im Hotel, gingen ein Bier trinken, dann aufrüschen für die Feier und ab in Jonnys Auto zur Location. Auf dem Weg ein Becks aufgemacht, mir auf's Kleid gesabbert.