Monday, December 3, 2007

Please welcome...Grenouille !!



Woran erkennt man, dass man voll im Trend liegt?
Zum Beispiel daran, dass man grossen Modehäusern einen Schritt voraus hat. Ich darf also stolz berichten, dass ich dem Hause Chanel einen Schritt voraus hatte als ich mir mein Fahrrad gekauft hatte. Ursprünglich eher eine Krücke, um dem Schlange stehen an den Vélib’ Schaltern jeden früh während des Streiks zu entkommen, entpuppt sich diese Anschaffung als sichtbarer Beweis meines neu gewonnenen Trendsettertums.
Jedenfalls hat das Haus Chanel den Trend des Fahrradfahrens erkannt und ein Fahrrad designed. Mein Vater hatte vor 30 Jahren fast das gleiche, braun statt schwarz und es war natürlich nicht von Chanel. Sein Ende war wenig glamourös aber sehr Erlangen-typisch: nachdem mein Grossvater es einige Jahre in seiner Garage aufgehoben hatte („man weiss ja nie…“), hat er es eines schönen Berg-Tages unten am Entla’s Keller abgestellt ohne es abzusperren. Am Tag drauf war es weg. Die Idee, einem armen Besoffenen den Heimweg erleichtert zu haben, hat ihn tagelang in gute Laune versetzt.

Ok, meines hat keine Gangschaltung, die Bremse funktioniert so lala und der „Showroom“ des Fahrradladens war der Bürgersteig, aber auf dieses grüne Ungetüm werde ich regelmässig auf der Strasse angesprochen. Sollte ich es eines Tages verkaufen, scheint es, als könnte ich einen ganz feinen Gewinn dabei rausschlagen. Raritäten bezahlen sich eben, gerade Liebhaber-Raritäten. Und weil ich ein Liebhaber meines grünen Ungetüms bin habe ich ihm ja auch einen Namen verpasst. Ursprünglich zögerte ich noch zwischen „Frog“ und dem französischen Pendant „Grenouille“ (nebenbei, für die Belesenen unter uns und um ein bisschen mit meinen eigenen Literaturkenntnissen anzugeben, der Name der Hauptperson in „Das Parfüm“), aber schliesslich klingt Grenouille doch irgendwie niedlicher als Frog…
Nebenbei durfte ich lernen, warum Fahrradfahren in Paris so unglaublich verpönt war: schlechte Erinnerungen an die deutsche Besatzung als Fahrradfahren notwendiges Übel war. Und heute ist es im Grunde genau dasselbe: wenn die Stadt von Streikenden besetzt wird, steigt man wieder auf’s Fahrrad. Nur ist es heute von Chanel.

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