Wednesday, January 21, 2009

November - Rom und der grosse Knall

Wie nicht anders zu erwarten kam es dann im November tatsächlich zum grossen Knall. Bambi hatte angefangen, etwas zusammenzuzimmern, das er einen Kommunikationsplan nannte. Leider ohne die geringste Ahnung zu haben, wie man sowas denn macht. Also fragte er in allen Geschäftsbereichen die Bosse (das liebt er, sich wichtig fühlen), worauf sie denn 2009 so Bock hätten, erfindet an die 12 feine Slogans und fühlt sich ganz doll erwachsen dabei.
Da ich das Treiben lächerlich genug fand und damals ja noch dachte, bei der Firma zu bleiben, bot ich an, den Kommunikationsplan für Frankreich zu erstellen. Also Besprechungen links und rechts, Marktstudien bis zum Erbrechen einverleibt (unser Marketing ist inexistent, da muss man leider einiges von Grund auf neu suchen) und versucht, daraus dann schlaue Schlüsse zu ziehen, die auch mit dem Budget vereinbar wären.
Eines schönen Tages bat er mich in sein Büro um seinen supi-dupi Kommunikationsplan zu diskutieren. Wie eigentlich immer weil Entscheidungen treffen nicht zu seinen Stärken gehört und Bambi eben eine Mama braucht. Ich sagte ihm, dass das ja alles ganz nett sei, dass aber meiner Ansicht nach die elementarsten wie auch die wichtigsten Schritte noch nicht einmal ansatzweise angeganen worden seien. Selbige wären beispielsweise - und zeigte ihm einen Ausdruck dessen, was ich für Frankreich angefangen hatte. Sichtlich beeindruckt musste er tatsächlich zugeben (das wiederum ist ihm anzurechnen), dass ich offensichtlich mehr Kompetenz auf dem Gebiet hätte (ach ?) und bat mich, ihm meinen Plan zu schicken. Inzwischen kannte ich allerdings Bambis Arbeitsweise (kopieren) und weigerte mich. Erst nicht direkt, beim 2. mal auch noch nicht. Beim 3. Anlauf kam er in mein Büro, das ich mit unserer Azubi und dem damaligen Praktikanten teile. Letzterer steht auch eher auf Männer und ist zu seinem eigenen Unglück blond und blauäugig - genau Bambis Beuteschema, der daraus auch leider keinen Hehl machte. Der Arme hat sich ungefragt über ein Jahr lang sehr dümmlich und zum Teil sogar dreist anbaggern lassen müssen und Bambi merkte nicht einmal wie peinlich das allen war, inklusive dem Praktikanten selber. Jedenfalls verlangte er den Kommunikationsplan, ich sagte er bekomme ihn sobald selbiger fertig sei, er bestand darauf ihn sofort zu bekommen und irgendwann fragte ich ihn, ob er mir garantieren könne, dass das Dokument nicht in seinem Namen in der Firma verteilt werden würde. Was ihn tatsächlich daran so nervte war weniger der Vorwurf selber, als dass es vor dem Praktikanten geschah und so vor ihm seine (inexistente) Authorität in Frage stellte. Er bat mich daraufhin in sein Büro und wie es eben so ist, das Fass lief über. Ich erklärte ihm, dass ich es leid sei, kostenlosen Kommunikationsunterricht zu erteilen und dass ich ergo den Plan so lange behalten würde, bis ich endlich den verfluchten unbefristeten Vertrag in den Händen halten würde. Basta. Dass ich es ausserdem satt sei, mir seine vollkommen unnützen "Ratschläge" anzuhören, wo er seine Tage vor Facebook und Youtube verbringt. Und wo wir dabei seien, das sei auch nur möglich, weil ich mich in dieser Bude um alles kümmere, ob es Kongresse seien oder Broschüren oder Internet. Bestes Beispiel: der Kongress im Oktober, der einzige um den ER sich kümmern wollte und der vollkommen in die Hose ging. Oder noch besser: der Kongress in New York, bei dem er mal eben "vergessen" hatte dem Standbauer mitzuteilen, dass wir den Stand gewechselt hatten obwohl ich ihn explizit gebeten hatte, daran zu denken weil ich es NICHT tun würde. Und so weiter und so fort. Einmal angefangen war's dann ja auch irgendwie zu spät.
Am Tag drauf bat er mich in sein Büro um mir mitzuteilen, dass er mir eine E-mail schicken werde mit Kopie Peronalabteilung und seinem Vorgesetzten, um mir mitzuteilen dass er aufgrund unseres Streits keinen unbefristeten Vertrag mehr unterzeichnen würde und dass unser Arbeitsverhältnis ergo Ende Februar zuende sei. Das war Donnerstag. Freitag abend, ich checkte meine mails auf dem Weg zum Flughafen, erhielt ich eine Einladung des rechten Armes unseres Vorgesetzten. Montag eröffnete er mir, er handele im Auftrag desselben, hätte erfahren was passiert sei und biete mir einen Posten im Marketing an, da sie nun nicht mehr rückgängig machen könnten was passiert sei, sie aber dennoch nicht auf mich verzichten wollten.


Das Wochenende dazwischen verbrachten wir auf einem Horrortrip in Rom. Ein befreundetes Paar, er Italiener, sie Französin, hatten uns Monate vorher angeboten, ein Wochenende in Rom zu verbringen. Im November 2007 hatten wir bereits ein Wochenende mit den beiden in Barcelona verbracht. Nach diesem Wochendene in Rom sollten wir uns wieder daran erinnern, warum wir 1 Jahr lang keine gemeinsame Reise unternommen hatten. Es fing allerdings auch nicht sonderlich gut an: unser AlItalia-Flug hatte satte 3 Stunden Verspätung. In Rom angekommen erwartete uns eine etwa 100m lange Schlange vor dem Taxi-Stand. Da sämtliche Flüge mit Verspätung angekommen waren (unser Taxifahrer erklärte uns später, es hätte "heftig gewindet"), fuhr die Bahn in die Innenstadt nicht mehr also versuchten alle, eines der sehr seltenen Taxis zu ergattern. Unser Begleitpärchen war dem Nervenzusammenbruch nahe und suchte Fieberhaft nach einem Ausweg. Nicht ohne das obligatorisch französische Herumgemaule von Seiten der Lady. Das Taxi, das wir schliesslich ergattert hatten, hatte es sehr eilig und rauschte mit 190km/h über die Autobahn. An der ersten roten Ampel Vollbremsung, die der Hintermann ja irgendwie auch nicht so voraussehen konnte, und ein grosser Knall. Nach kurzer Besichtigung wurde geurteilt, dass der Wagen nichts hatte und weiter gings.
Am Tag drauf Besichtigung. Jegliche Hügel Roms (und derer gibt es einige) mussten zwecks der verdammten Aussicht bestiegen werden. Am Ende des Tages hatten wir komplett Rom mit Ausnahme des Vatikans zu Fuss besichtigt. Dazu wurde geknausert dass es nur so krachte und das obwohl beide zusammen nicht weit der 200.000€/Jahr sein dürften. Lady hatte sich überlegt, für einen späteren Schwedenbesuch sei Rom ja wohl bestimmt der ideale Ort um eine Mütze zu kaufen. Natürlich billig. Und Entscheidungsfreude ist auch nicht so ihr Ding. Also durften wir sämtliche Ramschläden, die die ewige Stadt zu bieten hat, durchforsten. Abends ging es in ein Restaurant, das mir ein in Rom ansässiger Kollege empfohlen hatte (natürlich nicht ohne vorab zu klären, ob das preislich auch akzeptabel sei). Leider schien Schatzi mit der italienischen Küche nicht so zurecht gekommen zu sein, er verbrachte die Nacht vor dem Porzellangötzen.

Am Tag drauf ging das Gerenne weiter zum Vatikan, dann zur Engelsburg und als sie dann schon wieder mit einem weiteren Hügel anfingen war's bei uns vorbei. Wir verabredeten uns für in 3 Stunden im Hotel und konnten endlich alleine und in aller Ruhe Rom geniessen. Zum Abschied ging's dann noch um die Frage, ob wir wirklich 12€ (man beachte, das sind ja immerhin stolze 3€/Person!!!) investieren wollen um ein Taxi zu rufen statt es einfach auf gut Glück zu versuchen. Natürlich versuchten wir es auf gut Glück, natürlich war das Glück nicht mit uns. Ab dem Augenblick murmelten wir wohl nur noch manisch "das war das letzte mal, das war das letzte mal..." vor uns hin. Am Flughafen angekommen, es war ja kaum anders zu erwarten, hatte unser Flug wiederum Verpätung. Die Maschine sei noch nicht angekommen. Dann hätten sie keine Crew gefunden. Als sie sowohl eine Maschine, als auch eine Crew gefunden hatten, fanden sie kein Reinigungsteam. Vollkommen entnervt landeten wir um 2 Uhr Früh in Paris, wo die Gate-Tür nicht aufging. Am Tag drauf bekamen wir eine mail von der Lady. Sie hatte den Flug gezahlt, ihr Kerl das Taxi auf der Hinfahrt. Wir hatten das Hotel gezahlt und das Taxi auf der Rückfahrt. Das Taxi auf der Rückfahrt hatte aus welchem Grund auch immer 10€ weniger gekostet, weswegen wir ihnen 5€ schuldig seien !!! Ich hab darauf gar nicht geantwortet. Sollte sie wegen der 5€ nochmal antanzen werde ich ihr mit einer grosszügigen Geste einen € überreichen. Der Flug hatte nämlich nur 99€/Person gekostet, das Hotel jedoch 100€. Macht nach meiner Recnung eine Differenz von 1€, die ich ihnen gerne überlasse.

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