Friday, January 23, 2009

Dezember - und da war's dann auch schon vorbei

So in etwa im Mai hatten meine Mutter und meine Tante angefangen, meinen Weihnachtsurlaub zu planen. Jede auf ihrer Seite natürlich. Muttern wollte, dass ich nach Deutschland komme, Tante hoffte Weihnachten ein Wenig moralische Unterstützung gegen ihren unerträglichen Sohnemann zu haben - vor allem aber, weil wir uns seit der Beerdigung meiner Grossmutter im Februar nicht mehr gesehen hatten. Zusätzlich natürlich die grosse Frage, ob wir nicht langsam anfangen sollten, Weihnachten als Paar zu feiern, also einer auf seine Familie verzichtet - was uns beiden reichlich egal wäre, wenn die besagten Familienangehörigen nicht so ein Drama darum machen würden. Schatzis Schwester hat es sogar für angebracht gehalten, gegen die Ehefrau ihres Cousins eine regelrechte Hetzkampagne loszulassen (natürlich nicht Aug' in Aug', bitteschön), weil selbige gerne mit den Grosseltern und ihrem Gatten das erste Weihnachten ihres gemeinsamen Sohnes feiern wollte, statt sich den Kommentaren ihrer Schwiegerfamilie 2. Grades auszusetzen. Ich komme wohl noch um die Pflicht herum weil ich keinen Ehering am Finger habe, und in Anbetracht des Gezeters wird das mit Sicherheit auch so bleiben.
Kurz gesagt: die Stimmung war dufte, schon lange vor Weihnachten.
Das hat Jerome nicht davon abgehalten, wie üblich deutlich zu lange die Option "ich halte mir alle Möglichkeiten offen" zu wählen. In Paris bleiben, zur Familie in den Süden oder gar nach Deutschland. Mir war von Anfang an klar, dass die Option Deutschland keine wirkliche war aber es dauerte eben seine Zeit bis er auch die entsprechend gültige Ausrede gefunden hatte (seine Neffen ziehen im Januar nach Dubai um, da muss er sie vorher nochmal sehen).
Da die Flüge nach Deutschland im Dezember so richtig teuer wurden und Schatzi ausserdem unbedingt günstig Boss-Anzüge erstehen musste, hatten wir vorsichtshalber einen Trip über's Wochenende mitte Dezember geplant. Im Voraus - ja, ich hab es wieder versucht - hab' ich alle angeschrieben, ob sie Zeit und Lust hätten mit mir Nostalgie auf dem Nürnberger Christkindlesmarkt zu proben und anschliessend irgendwo was Essen gehen, gut fränkisch. Ja, dufte, tolle Idee, alle dabei. Das Wochenende war ausgebucht: Freitag Ankunft und Mittagessen mit den ehemaligen Kollegen, Nachmittag zu Grossmuttern, abends mit Bruder und Schwägerin in spe wenigstens ein paar Stunden zusammensitzen. Samstag Einkaufsmarathon, dann nach Nürnberg um Nadja und den kleinen Luis-Fratz auf dem besagten Christkindlesmarkt treffen, wo dann ja auch der Rest der Truppe dazustossen wollte. Sonntag Brunch bei Muttern und Abflug.
In der Woche vor unserem Flug kamen die ersten zaghaften Kommentare: der Christkindlesmarkt sei Samstags zu voll, darauf habe man keinen Bock, man stosse lieber später noch dazu. Überhaupt, ob den "später" noch immer in Nürnberg sei oder nicht vielleicht doch in Erlangen? Man könne ja fahren, kein Problem, aber Erlangen sei natürlich schon praktischer. Dann der Nächste: er kann Samstag nicht, ist zu einer Geburtstagsfeier eingeladen, versucht aber am Freitag bei Mittagessen mit den Kollegen vorbeizuschauen. Danke auch. Samstag nachmittag dann der Nächste: es sei ja nur eine ganz theoretische Frage, auch gar nicht böse gemeint aber Nürnberger Christkindlesmarkt sei Samstags ja schon ganz schön voll (ja, ich hatte davon gehört und das ist auch schon seit Jahrzehnten so) und jetzt habe man sich überlegt, ob man - wieder: gaaaanz unverbindlich - nicht vielleicht doch lieber danach dazustösst. Ob wir denn planen würden in Nürnberg zu bleiben (déjà vu) und so weiter. Am Ende sind wir im wahrsten Sinne des Wortes über den verdammten Christkindlesmarkt gerannt um die Einzigen, die nicht abgesagt hatten (Kunststück, das waren Nürnberger) zu treffen, in 15min 4 Glühwein herunterzustürzen, im Sprint zu Nadja rennen, Luis eine halbe Stunde lang herzen, eine sms zu schreiben, von wegen wir hätten 15min Verspätung um dann bei einem neuen möchtergern-Schickeria-Italiener in Erlangen zu landen. Den hatte man mir vorgeschlagen, ich hatte keinen Nerv mehr auf Diskussionen und wollte aber einfach nicht aufgeben. Immerhin sehen wir uns ja auch nur 2x im Jahr.
Jedenfalls haben wir unsere Lektion gelernt: keine Termine mehr, wer Lust hat uns zu treffen macht entweder das Minimum an Anstrengung (nochmal: 2x/Jahr ist auch wirklich nicht zuviel verlangt) oder lässt es eben bleiben. Bei einem Wochenende ist die Zeit zu knapp als dass ich mich nach allen richten kann.
In der Woche nach unserer Rückkehr fand die Übergabe der heiss ersehnten Ehrenlegion für Schatzis Vater statt. Das Ganze war neben der Auszeichnung auch ein recht clever eingefädelter PR Event für die Einrichtung, der er vorsteht. Daher auch die absolute Notwendigkeit, die Übergabe in ebendieser Einrichtung in Anwesenheit der Gesundheitsministerin zu organisieren. Ein weiser Schachzug, so schnell bekommt man ja keinen zuständigen Minister sonst in die Bude. Am Tag drauf hatten wir die versammelte Manschaft in unserer bescheidenen Bude zur Einweihung geladen. Zum Glück für uns waren derart viele Reste vom Empfang übrig geblieben, dass wir uns um nichts zu kümmern hatten und nur noch die reichlichen Geschenke auspacken mussten.
Letztlich gab ich dem Drängen aus Deutschland nach und kaufte ein Ticket über Weihnachten. Die Wochen zuvor waren ordentlich voll gepackt gewesen, mein einziges Ziel war, über Weinachten ordentlich auszuspannen. Das schien allerdings den Rest der Familie etwas zu irritieren. Am dritten Tag sank die Stimmung merklich, ich war froh die Einladung von Nadja und Marc annehmen zu können, einen Nachmittag bei ihnen zu verbringen. Luis ist ein richitg süsser Lausebub, der einen unglaublichen Charme hat. Wenn das so bleibt, und bei den Genen von Seiten der Mutter, sehe ich eine künstlerische Karriere am Horizont.
Silvester 2007/2008 hatten wir an die 30 Leute in die grosse Bude von Schatzis Vater eingeladen und eine sehr feine Sause bis in die frühen Morgenstunden veranstaltet. Dieses Jahr, da unsere Wohnung um einiges kleiner ist, wir zuviel unterwegs waren und überhaupt dachten, einer der 30 Leute vom letzten Jahr könnte ja dieses mal was organisieren, hatten wir nichts geplant. Am 30. rief ein Freund an. Seine Freundin war hochschwanger, sie durfte sich seit Monaten nicht viel bewegen, daher würden sie nur zu zweit feiern, wir seien aber eingeladen. Beide sind nett, sie nur leider sehr viel nerviger als er. In Richtung möchtegern-Gutmensch, die Angst vor der U-Bahn hat weil alle Leute dort aussähen wie potentieller Attentäter (danke auch!) udn deswegen fahre sie Auto. Schaupsielerin, die eine Rolle in der Flopsoap des letzten Jahres hatte, die auch noch die hiesige Goldene Himbeere gewonnen hatte. Seitdem kein einziges Engagement, ergo der perfekte Zeitpunkt, die ohnehin wenig erfolgreiche Karriere mit einem Kind zu krönen, dessen Unterbringung und Aufzucht dann eben vom Vater finanziert wird. Wobei das Material, das man dafür aufwendet und anschafft natürlich nur vom Allerfeinsten ist. Kurz gesagt: die Aussicht verlockte mich wenig. Bedingung war schliesslich, eine Kiste Champagner für mich zu haben um mir das Mädel halbwegs erträglich saufen zu können. Am 31. die Erlösung: der ehemalige Schulfreund,, auf dessen verregneter Hochzeit wir im Juli waren, fragte an, ob wir nicht den Altersdurchschnitt seiner Silvesterfeier anheben wollten. Seine 23jährige Frau hatte Freunde und Schwester geladen und er befürchtete wohl, alleine etwas unter dem Gegiller unterzugehen. Dabei konnten wir ihn natürlich unmöglich alleine lassen. In den frühen Morgenstunden hatte ich einen wiederholten Beweis, die richtige Entscheidung für Paris getroffen zu haben: ordentlich angetrunken schwankten wir zur Metro, die auch fuhr. Kein stundenlanges Warten auf ein Taxi, das uns gnädgerweise für 30€ nach Hause ans andere Ende von Paris fuhr, sondern eine kostenlose Fahrt mit der U-Bahn in der erstaunlich wenig Volltrunkene, dafür mehr recht enttäuscht aussehende Passagiere waren.

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