Wednesday, December 31, 2008

Mai - Renovierung, Berg und Hornbach

Anfang Mai ging es los: am Maifeiertag haben wir die Fenster angeschliffen und gestrichen und nochmal abgeschliffen und gestrichen usw. Khalifa und seine Jungs haben danach die komplette Bude erst einmal vollkommen auseinander genommen und uns nebenbei erklärt, dass sie sich um die Fenster schon auch gekümmert hätten. Wär ja eh im Preis drin. Da wir ja aber noch immer keinen ordentlichen detaillierten Kostenvoranschlag hatten, wussten wir das nicht. Selbiger erwies sich als ziemlich schwer zu bekommen. Zwar sicherte er uns in einem fort zu, dass die Arbeiten auf gar keinen Fall über dem sein würden, was wir vereinbart hatten, das half uns aber leider nicht, den berühmten "Prêt à Taux 0" zu bekommen. Das ist ein extra 0%-Kredit vom Staat, der für Ausbau und Renovierung gedacht ist. Den muss man aber natürlich beantragen. Mit einem Kostenvoranschlag. Und wenn man den nicht rechtzeitig beantragt, dann wird er einem natürlich auch nicht rechtzeitig bewilligt und dann kann man auch nicht zahlen. Schien ihn alles nicht im Geringstern zu beeindrucken. Als ich anfing, mir ernsthaft Sorgen zu machen, eröffnete er mir, dass er ja noch keine eigene Firma hätte und deswegen auch keine offiziell gültigen Kostenvoranschläge schreiben kann. Auch das nebenbei in erstaunlicher Ruhe vorgetragen. Was tun? Mir war's inzwischen wurscht, ich hab seinen alten Kumpel kontaktiert, dessen Freundin mit mir gearbeitet hat. Der hat mir dann einen Kostenvoranschlag geschrieben. Als Kreditvergabe-Stelle hätte ich mich jetzt natürlich schon gefragt, warum die Leute, die in Paris eine Wohnung renovieren wollen, einen Handwerker im Süden Frankreichs mit selbiger Renovierung beauftragen. Aber DAS war ga rnicht das vorrangige Problem. Nach Prüfung unserer Papiere (inzwischen hatten wir ja Übung mit der beinahe preussischen Gründlichkeit der französischen Behörden), bekamen wir zu hören, dass sie unser "Dossier" genauer prüfen müssten weil ich zu dem Zeitpunkt einen CDD, also einen befristeten Arbeitsvertag, hatte. Man stelle sich also vor, die Bank leiht uns Geld für den Kauf einer 280.000€ teuren Wohnung aber die Sozialkreditanstalt will die 8.000€ Renovierungszulage nicht rausrücken weil unser Dossier angeblich nicht wasserdicht genug ist? Barrikaden wurden erstürmt, von Jerome und seinem Vater gleich auch noch. Letzterer ist ein ziemlich hohes Tier mit ziemlich wirksamen Beziehungen. Danach war alles kein Problem.
Ich beschäftigte mich inzwischen mit den Feinheiten der IKEA Preisgestaltung zwischen Deutschland und Frankreich. Ein Faktum Küchenschrank kann in Deutschland 90€, in Frankreich aber 95€ kosten, Eine Abstrakt weiss Küchenfront wiederum kann dann in Frankreich wieder billiger als in Deutschland sein. Für die Kühl-Gefrierkombination Frostig kann man in Frankreich mal eben an die 100€ mehr hinlegen als in Deutschland. Alles in allem stellte sich also die Frage, ob es sich lohnen könnte, das Zeug in Deutschland zu kaufen, einen Transporter zu mieten und Bertrand damit herfahren zu lassen. Meine Berechnungen würden meine ehemaligen Mathe-Lehrer in pures Erstaunen, vielleicht sogar Begeisterung versetzen, führten aber letztlich zu dem Schluss, dass wir die Küche komplett in Frankreich gekauft haben. Immerhin hatten wir's jetzt schwarz auf weiss. Die besagten Berechnungen wurden dann aber natürlich auf andere Anbieter erweitert: können wir uns eine Markenküche leisten? (natürlich nicht!) Auch nicht, wenn Jerome über seinen CE (Betriebsrat) Rabatte bekommt? (immernoch nicht) Wäre es nicht möglich, im Saturn (oder Darty oder Carrefour) eine ähnliche Kühl-Gefrierkombination günstiger als bei IKEA zu bekommen? (nein) Sollen wir wirklich das Gaskochfeld, das uns die Vorbesitzer da liessen weiterbenutzen oder lieber ein Ceran Kochfeld kaufen? Und wenn: von wem? IKEA? Darty? Saturn? In Deutschland oder in Frankreich (ein Kochfeld passt ja in den Golf meiner Mutter)? Oder am Ende vielleicht doch ein Induktionskochfeld? Und überhaupt: sollen wir wirklich Abstrakt weiss nehmen oder nicht vielleicht doch lieber rot? Immerhin wäre ein bisschen Farbe in der Wohnung ja auch ganz nett. Aber bei rot streitet man sich immer so viel. Also doch lieber weiss. Oder blau? Blau beruhigt. Am liebsten ja sowieso Alu, aber das ist so schwierig zum sauberhalten.
Ja aber was machen wir jetzt eigentlich im Bad? Sicher, dass wir eine Badewanne wollen? Ein Dusche lässt aber doch viel mehr Platz. Und Fliessen. Am besten Mosaik. In Schwarz-Weiss. Schwarze Mosaik-Fliessen an der Badewanne und der Wand dazu, der Rest weiss. Aber sieht das dann nicht ein bisschen trist aus? Um nicht zu sagen Friedhofsmässig? So ein schwarze Mosaik-Sarg im Bad? Also kein schwarz-weiss. Dann eben Metro-Fliessen, wie in unserem Bad im Hotel in New York. Weisse Fliessen wie in den Pariser Metro-Stationen mit dieser hübschen Bordüre als Abschluss. Dazu rote Wände. Gebongt. Also los zum Fliessen-Händler. "Wie? Sie haben keine Bordüre dazu?" Ratlosigkeit macht sich breit.
Zum Ausspannen Abstecher auf'n Berch. Sonne schien, ordentlich getrunken haben wir. Samstag dann los, Einkaufsmarathon. Ein Minimum an Qualität hat seinen Preis. Und der ist in Frankreich höher als in Deutschland. Also auf zu Hornbach um Lichtschalter zu kaufen, die nicht aussehen wie frisch aus dem 70er Jahre Katalog und dazu noch 'nen Arm kosten. Und weil wir gerade dabei sind: Badarmaturen. Grohe, schlicht schick, bestädig, bezahlbar. Und der Zufall wollte es, dass eine Duntabzugshaube auch noch mitkam. Schwer beladen und 400€ ärmer also am Sonntag zum Sperrgepäckschalter am Nürnberger Flughafen. 1 1/2 Stunden Flug und 1 Stunde Wartezeit auf mein Gepäck die Erleichterung: alles angekommen, nichts geklaut. Nur hatten wir noch immer keine Fliessen. Die Wohnungs machte jetzt aber auch keine sonderlich beeindruckenden Fortschritte, so dass uns die Fliessenfrage erstmal weniger beschäftigte als die Frage, wann Khalifa denn gedachte, weiterzuarbeiten? Präzise geht es nämlich um einen Gaszähler, der verschoben werden muss, damit Bertrand uns die Küche einbauen kann, die Jerome, Marc und Mahdi 5 Stockwerke nach oben geschlept haben. Das nächste mal wird mit Sicherheit nicht am Lieferservice gespart.

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