Tuesday, December 30, 2008

März - Dubaï und französische Handwerker

DAS Highlight im März: Geschäftsreise nach Dubaï, das Land der Emirate, der Ölscheichs (auch wenn's dort gar keins gibt) und der Superlative. Nachdem Air France mal eben doppelt so viel Geld für den allergleichen Flug verlangte, kam ich in den Genuss des Emirates-Services. Statt schnodderiger Taxifahrer in klapprigen Renaults mit entsprechend gesalzener Quittung wartete ein sehr junger, schnieker beanzugter Schönling im schwarzer Limousine (ok, die war auch von Renault aber immerhin die Oberklasse) vor dem Büro auf mich. Meine beiden homo-Kollegen waren ganz neidisch. Der Service gehörte schon zum Ticketpreis. Von da ging's dann in die Lounge: WiFi kostenlos und probemlos zugänglich, Blick auf die Pisten, Veuve Cliquot bis zum Umfallen, Service top.
Inzwischenbin ich auch mal in den Genuss der Air France Lounge in Paris gekommen: meilenweit entfernt. Mässiger Weisswein statt Champagner, statt frischem Salat und Schnittchen gab's trockene Brötchen und selbst die muss man sich hart erkämpfen. Da gehört ein Image-Guru konsultiert: die Airline des Landes, das seine Küche als Weltkulturerbe aufnehmen lassen will (wieder so ein Sarkozy-heisse-Luft-Vorschlag *augen verdreh*), ferkelt ihre Gäste (die, siehe oben, auch noch sehr viel mehr bezahlen müssen) mit billigen Brötchen ab. Irgendas läuft da schief. Ein Erklärungsversuch ist das Kerosin, das Emirates wohl für 'n Appel und 'n Ei bekommt und ergo mehr in Service investieren kann. Flug selber: Business, erste Reihe, Champus-Glas stets gut gefüllt. Kann man sich dran gewöhnen.

Erste Eindrücke von Dubai selber: mit den Bildern aus dem Fernsehen hatte das erstmal nichts zu tun. Das lag aber daran, dass ich mir über's Wochenende ein Zimmer reserviert hatte, das weit ab von den bekannten Hotelburgen lag. Zum einen weil ich mir letztere eh nicht hätte leisten können, zum zweiten weil ich in eine solche am Montag umziehen würde und weil schliesslich solche Hotelburgen nicht so sehr zum entdecken geeignet sind. Mein Hotel war ein Gästehaus, das eine Filiale eines grösseren Schuppens war. Sieben kleine Zimmer um einen Innenhof herum wo man auch das Frühstück einnahm. Sehr niedlich, mit arabischem Windturm, mitten in einem restaurierten alten Viertel Bastakiya gelegen. Ganz meine Welt.

Von dort zu Fuss auf Erkundungstour, Blasen geholt und wieder was gelernt: das alte Viertel ist ein riesiger Souk. Nicht sehr charmant, eigentlich eher richtig hässlich, und man begegnet nur Ausländern. Die aber gerne auch in mini-Shorts - was mit 20 sexy aussieht, mit 50 nicht mehr. Aber nicht alle Ausländer sind Touristen: die meisten sind Einwanderer, Inder und Philipinos. Zum Teil kam man sich wie in Indien vor, es roch nach Safran, Dudel-Bollywood-Musik aus den Lautsprechern und Frauen in Saris. Ausserdem: Kaffee ist grundsätzlich gezuckert. Ordentlich gezuckert.
Abends an der Hotelbar gestrandet, dort tatsächlich einen echten Dubaier kennengelernt. Von denen gibt's überhaupt nur noch 10% in Dubai und er hat mir bestatigt, dass die sich auch alle irgendwie kennen - wenn sie nicht eh über Generationen irgendwie verwandt sind. Er hat ausserdem erzählt, dass es im Jahr zuvor sogar geregnet hat. Das war wohl das Ereignis des Jahrzehnts. Am zweiten Tag mussten die Schulen geschlossen werden, weil die Infrastruktur nicht auf Regen vorbereitet ist. Es gibt einfach keine Abflüsse, so dass das Regenwasser nirgendwo versickern konnte.

Tags drauf das Fernseh-Dubai besichtigt: Mall of the Emirates ist gross, war nicht Skifahren dort, Burj al-arab ist auch recht interessant wenn man auch eigentlich nix sieht, was man nicht auch im Internet finden könnte. Eine souk-Kopie gibts auch, souk Madinat. Alles sauber, alles Tourisennippes aber die Klimaanlage läuft 1A. Irgendwann wird's dann nämlich doch ganz schön heiss beim Rumlaufen. Der Plan, stattdessen einfach am Strand auszuspannen, fiel in die Hose weil vom Meer eine ganz fiese Brise rüberwehte, die 30° zu 20° machte - zumindest zu kalt um am Strand zu liegen.
Die surrealste Begegnung hatte ich mit diversen Reklameschildern, die entlang der Jumeirah Road hängen: "One Legend. One Tower". Da stellt irgendein Immobilienmogul die Nikki Lauda Twin Towers, den Boris Becker Business Tower und die Michael Schuhmacher Business Avenue hin.
Auf dem Rückweg am Burj Dubai vorbei, derzeit das höchste Gebäude der Welt. Vorsichtshalber wurde nie eine definitive Etagenzahl bekannt gegeben, die das Ding am Ende mal erreichen soll. Sollte also ein Ami oder Chinese auf die Idee kommen, auch einen höchsten Turm der Welt zu bauen, können sie einfach noch ein paar Etagen draufbauen. Der moderne Turm zu Babel steht mitten in der so genannten Business Bay, die wiederum nichts anderes ist als eine aus dem Sand geklopfte Riesenbaustelle. Am nächsten tag sollte ich erfahren, dass das 500$ Hotel, das meine Firma reserviert hatte, genau dort lag. Frühstück begleitet von Presslufthammern. Auch das ist Dubai.


Abends Kontrastprogramm: Restaurant Bastakiya Nights in meinem Viertel. Bedient wie in einem Märchen aus 1001 Nacht, auch wenn ich zugeben muss, dass ich schon gerne ein Glas Wein zum Essen gehabt hätte. Die Regeln sind strikt: nur Hotels dürfen Alkohol ausschenken, man will die Klientel ja nicht verschrecken. So erklärt es sich auch, dass die meisten In-Bars in Hotels sind. Hier fühlt man sich endlich wirklich mal so richtig verloren im positiven Sinn. Die Karte kommt in einem silbernen Gefäss, das früher dem Schutz beim Transport der Briefe gedient hat. Ausgesucht wird nicht, man bekommt alles serviert.

Am Tag drauf, Standaufbau in der Messahalle. Was mir niemand gesagt hat: es gibt keine Taxis an der Messehalle. Öffentliche Verkehrsmittel schon gleich gar nicht (obwohl eine U-Bahn im Bau ist, aber eben im Bau).
Dubai ist derart übervölkert, dass die stadt in einem permanenten Stau steckt. Da das Messezentrum aber gut gelegen ist (also theoretisch), nämlich nicht weit von den meiten Hotels, lohnt sich die Fahrt für die Taxifahrer einfach nicht und so fahren sie das Messegelände erst gar nicht an. Dies alles nicht ahnend - und was hätte es mir auch geholfen? - trabste ich also vollkommen geschafft in der riesigen Messehalle herum auf der suche nach einem Taxi. Der freundliche Polizist verwies mich mal auf die komplett andere Seite, das könnte ich Glück haben. Nun, ich hatte wohl Glück im Unglück: von einem Taxi war weit und breit nichts zu sehen, dafür bekam ich eine Zeremonie zu sehen, die ich spontan nicht so recht zuordnen konnte. Es stellte sich als das offizielle Zeremoniell heraus, das nötig und üblich ist, wenn sich ein Mitglied der Königsfamilie irgendwo hinbegiebt.
Der Rest ist schnell erzählt: letztes Highlight waren die Bauarbeiter in der Business Bay, die an beiden Seiten der provisorischen Strassen sassen und den Verkehr regulierten indem sie Schilder mit STOP und GO in rot und grün hochgehalten haben, bis die Ampeln installiert sind.

Wieder zurück in Paris ging es ja inzwischen daran, einen Handwerksmeister für unsere Wohnung zu finden. Am 28. haben wir namlich den Kaufvertrag unterschrieben. Die Elektrizität musste komplett neu gemacht werden, die Decken auch, das Bad und die Küche. Das ganz mit einem begrenzten Budget. Also telefonierte ich an, was die gelben Seiten so hergaben, einige kamen auch zum vereinbarten Termin. Nicht alle. Manche machten sich auch beleidigt wieder von dannen, als sie erfuhren, dass wir auch andere Kostenvoranschläge einholen werden. Wieder andere hatten wohl gerade eine Umschulung vom Zirkusclown hinter sich. Zumindest benahmen sie sich so.
Schliesslich griffen wir auf die günstigste und naheliegendste Alternative zurück: der Lebensgefährte einer ehemaligen Siemens-Kollegin ist auf Renovierungen spezialisiert. leider sind die vor nicht allzu langer Zeit in den Süden umgezogen. Er hatte uns aber jemanden empfohlen, mit dem er in Paris immer gearbeitet hätte. So kam Khalifa zu uns und sollte uns die nächsten 5 Monate beschäftigt halten.

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