Wednesday, December 31, 2008

Juni - oder wie man lernt, sich in Geduld zu üben

Der Juni war lang. Zu lang. Es ging nämlich nicht viel voran. Zumindest  kam uns das so vor. das war aber vor Juli, in dem wirklich nicht viel voran ging. Also anfangs kam Bertrand vorbei und hat uns unsere Küche eingebaut. Ausserdem noch die Trennwand zum Kleiderschrank, die unsere Vorbesitzer gezimmert hatten, rausgerissen und eine ordentliche reingebaut. Die ist jetzt nach teutonischem Standard an die 10cm dick. Jerome hat sich erstmal gefragt, wieviel Geld diese Wand kostet bei einem qm-Preis von 6.500€. Aber solide ist sie und das tut ja schonmal gut. Das kann man nämlich von den sonstigen Trennwänden in der Wohnung, die nachträglich reingezogen wurden, nicht sagen. Die Norm sind 5cm Gipsspanplatten. Innen hohl. Wir wollen einfach mal annehmen, dass das zur Stabilität beiträgt. Und die Jungs von Khalifa haben inzwischen auch ordentlich vorangekommen und haben die Elektrik fast fertig. auch wenn man das nicht sieht. Was man aber sah waren Kabel, viele Kabel. Die lagen irgendwie wenig vertrauenserweckend irgendwie in der Wand. Selbige hatte klaffende Löcher, warum auch immer.
Inzwischen kamen wir aber anderweitig ins Schwitzen. Unseren Renovierungskredit hatten wir zwar zugesagt bekommen, um selbigen aber überwiesen zu bekommen muss man Rechnungen präsentieren. Und die erfragten wir nun schüchtern. Dann mit der Zeit auch etwas vehementer. Immerhin muss man die Rechnung in einer bestimmten Frist nach Genehmigung des Kredits schicken, sonst verfällt der Anspruch auch selbigen nämlich wieder. Irgendwie schien ihm diese Rechnungs-Geschichte derart unangenehm zu sein, dass er einfach gar nicht mehr kam.
Nun, wir hatten ja schon die Hälfte der Renovierung hinter uns, also hätte er uns an der Stelle einfach hägen gelassen, hätte ihm das mehr geschadet als uns. Immerhin hatten wir nie etwas mit ihm unterschrieben und auch nie auch nur das Geringste an Kohle gezahlt. Aus diesem Grund (und weil wir ja immernoch kostenlos wohnten), war ich persönlich auch recht kulant und hab Jerome auch davon überzeugen können, etwas Geduld zu haben. War aber nicht immer ganz einfach. Wenn man abends nach der Arbeit in freudiger Erwartung die 5 Stockwerke in die Wohnung geschnauft ist, um zum wiederholten Male festzustellen, dass rein gar nichts passiert ist, geht einem das schon ziemlich auf die Nerven. Sobald wir ihn an der Strippe hatten, kamen Beteuerungen der abenteuerlichsten Art, aber viel ging nicht voran.
Dafür eröffnete er uns eines Tages, dass der voraussichtliche Endbetrag um 5000€ unter Plan bleiben würde, womit ich mich gleich an die Urlaubsplanung machte.
Uns hatten nämlich Jeromes Freunde ganz ordentlich auflaufen lassen. Ursprünglich war eine Segeltour im Mittelmeer geplant, da einer seiner Freunde einen entsprechenden Schein hat. Die kam nie zustande, weil er erst nicht recht weg konnte, dann nicht genug Geld hatte und schliesslich wurde die Zeit zu knapp um noch was Schwimmendes zur Miete zu finden. Am Ende gaben wir auf und verschoben den Segeltörn auf nächstes Jahr. Da nun unser Kapitän von Boot gegangen war, versuchte Jerome den Rest zusammenzutrommeln um eben woanders ein Haus zu mieten. Nur wo? Spontan kam der urfranzösische Reflex: warum in die Ferne schweifen, wenn das verpisste Mittelmeer liegt so nah? Eines der befreundeten Paar schlug Sportaktivitäten im Süden, genauer um Korsika rum vor. Ganz nett aber ich fragte mich schon, ob wir unbedingt in Frankreich bleiben müssen, wenn wir doch schon plötzlich ungebunden sind. Die weibliche Hälfte des anderen Paares wollte aber keinen Sport machen. Da sie nun schon mit Nein-Sagen angefangen hatte, hielt ich mich auch nicht mehr zurück und tat meine Meinung zu Frankreichurlaub im Allgemeinen kund und wir könnten ja auch nach Spanien, Italien, Griechenland, Maghreb was weiss ich, aber raus. Nicht weit weg, billig und man sieht mal was Neues. Keine Reaktion. Was natürlich hiess, sie hatten keinen Bock drauf nur eben noch kein Gegenargument. Gegevorschläge hatten sie auch nicht. Schliesslich hat Jerdome sie wieder angeschubst, da kam: "wir könnten ja abstimmen". Also jedes Paar schlägt bis zum Tag X 3 verschiedene Aktivitäten/Ziele vor, jedes Paar muss dann eine Liste nach Prioritäten machen, darf aber dabei nur einen seiner eigenen Vorschläge wählen und pro Dingens gibt's dann so und so viele Punkte, die zusammengerechnet dann eben ein Ergebnis bringen werden. Da war mir klar: das wird nie was. Nichtsdestotrotz habe ich mich also auf die Suche gemacht nach möglichst unterschiedlichen Vorschlägen, die auch brav in ein Word verpackt und rumgeschickt. Von den anderen kam gar nichts. Also Jerome wieder herumtelefoniert. Ja aber sie hätten so viel zu tun und deswegen hätten sie noch nicht kucken können...ich sagte nochmal: das wird nichts. Am Ende kam eines der Pärchen mit dem Argument, sie würden ihren Sohn bei den Grosseltern lasen und könnten deswegen überhaupt gar nicht aus Frankreich raus weil wenn der krank würde und was weiss ich. Es war klar: Südfrankreich oder gar nichts. Mir war's zu blöd und ich hab auf stur gestellt. Inzwischen hat Jerome die Nase auch ganz schön voll gehabt, immerhin war er der einziger der geanzen Truppe, der sich den Hintern aufriss um wenigstens Vorschläge zu bekommen oder irgendeine Lösung zu finden. Von allen anderen - und inzwischen ja auch von mir - kam nur njet. In all den Jahren, in denen wir zum teil zu 12. in Urlaub gefahren sind habe ich noch nie ein derartiges Theater erlebt. Weder um den Zeitpunkt zu bestimmen, noch wer mitkommt, noch wo wir essen gehen...aber das hier hörte sich nicht so an, als würde ich mit denen meinen Urlaub verbringen wollen. Immerhin hab ich keine sonderliche Lust, jedes mal eine UNO-Vollversammlung einzuberufen, wenn entschieden werden muss, wo wir essen gehen. Inzwischen hatten manche von denen auch die Nerven, Jerome unterschwellig Vorwürfe zu machen, von wegen wegen ihm hätten sie einen beschissenen Sommerurlaub gehabt. Da bin ich erst richtig hochgegangen: sich nicht bemühen, alles blockieren und dann den anderen in die Schuhe schieben? WIR hatten ohne sie einen wunderbaren Urlaub aber dazu später mehr.
Positiv zu bemerken: wir haben Fliessen gefunden. Einfache grosse graue Fliessen für den Boden in der Küche und im Bad, cremeweisse matte Fliessen für die Wand im Bad. Geliefert rechtzeitig, die Auslegung sollte noch ein bisschen länger dauern.

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