Tuesday, December 30, 2008

Januar - die 80er, der Wohnungskredit und der Nachweis einer Lebensführung als öffentliche Person

Momentan geht ja die Rückblick-Zeit in ihre ganz heisse Phase: es ist Ende Dzember, der 30. um genau zu sein, und gestern abend gab es im Fernsehen wie üblich einen Rückblick.
Das kennt man ja aus Deutschland. "Menschen 2008", "Menschen, Bilder, Emotionen" und wie sie alle heissen.
Hier gab es gestern abend also auch einen Rückblick - auf die 80er.
Warum, wieso, weshalb gerade die 80er ? Wohl um schon einmal alle warm zu machen für die grosse Silvester-Sause morgen abend bei der wieder ordentlich 80er Songs gespielt werden. Das Phänomen scheint nämlich universell zu sein: die 80er als die gute alte Fun-Zeit, als man zur Musik noch wirklich lauthals mitsingen und -tanzen konnte ohne Verrenkungen wie Techtonik beherrschen zu müssen. Letzeres ist in 2008 vollkommen in Vergessenheit geraten, aber das nur nebenbei.
Unser Rückblick besteht im Grossen aus der Wohnung, die uns auf Trab hielt. Ab Januar (oder schon früher? Muss mal den Göttergatten befragen) sassen wir also erstmal ständig bei Banken. Selbige haben - nachdem ich Ausserirdische (also Deutsche, die aber dummerweise dann doch Französisch genug ist um einen Kredit in Frankreich zu bekommen) von meiner besseren Hälfte, und dessen Vater, und dessen Onkels und und und... als absolut kreditwürdig verkauft wurde - uns die unmöglichsten Unterlagen abverlangt. Als sie dann alle denkbaren Unterlagen (von der Geburtsurkunde in 3 Sprachen in einer Ausführung nicht älter als 3 Monate - hier ein Dank an das Erlanger Einwonermeldeamt, wo man das per Internet bestellt und 2 Tage später im Briefkasten hat - bis zu unseren Kassenzetteln der letzen drei Jahre...) von Schatzi und mir hatten, konnten sie aber unmöglich zufrieden sein.
Als sie also alle UNSEREN Unterlagen hatten, wollten sie Unterlagen von Jeromes und meinen Eltern. Gehaltsabrechnungen der letzten 3 Jahre, Kontoauszüge gleich dazu. So nette Geschichten wie Arbeitsverträge, die natürlich kaum vertraulich sind *schnauf*. Auch abgeliefert. Da es ihnen da aber noch immer nicht genug war, wollten sie noch einen Schlag unabdingbarer Unterlagen von Seiten meiner Mutter. Natürlich alle auf Deutsch aber das schien sie erst so richtig anzutörnen.
Selbige bekam ichEnde Januar dann mit folgendem Begleitbrief geschickt:
Wie von den Schnüfflern des Credit Mutuel verlangt, schicke ich dir den Mietvertrag sowie eine Kostenabrechnung des Hausgeldes. Letztere wird dir nix nützen, da ich gerade festgestellt habe, dass sie eigentlich nur für den Zeitraum ab Kaufdatum gilt. Irgendwie verliere ich auch langsam den Überblick.... Da möchte ich gerne wissen, wie ein französischer Bankangestellter, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist, diese Unterlagen wirklich prüfen kann. Ich könnte genauso gut meine letzte TÜV-Rechnung vorlegen...

Trotzdem wollen wir den (nachweislich so gut funktionierenden...!) Kontrollapparat der französischen Banken nicht gängeln und deshalb gebe ich dazu folgende nützliche Hinweise:

- Gemäß Mietvertrag, habe ich zwar die Wohnung Heindelstrasse 13 - Erdgeschoss links gemietet, habe aber während der ganzen Zeit unter der Regnitz-Brücke gewohnt, weil ich dort mehr Ansprache hatte.

- Ich habe zwar regelmäßig meine Telefonrechnungen bezahlt, was aber keinesfalls als Beweis meines Bewohnens der besagten Wohnung gelten kann, da die Anrufe nur per Zufallsgenerator generiert wurden.

- Die Kostenabrechnung über Hausreinigung und Müllentsorgung zahle ich auch nur, weil ich mein Platz im Paradies absichern will, jedoch soll es keinesfalls als Beweis einer Benützung der o.g. Wohnung verstanden werden.

- Auf Seite 15 des Kaufvertrages, den ich dir das letzte Mal geschickt habe, steht unter § XIII "Sonstige Schuldrechtliche Vereinbarung"...der Käufer ist mit XXXX € im Mietrückstand (was der Monatsmiete XXXX € x3 von Januar 06 bis März 06 entspricht) [...] Der Käufer hat den Mietrückstand [...] abzüglich der vom Käufer [...] geleisteten Kaution in Höhe von XXXX € [...] zu zahlen. Somit ist sogar notariell nachgewiesen, dass die Miete von Januar bis März 06 mit der Kaution abgegolten wurde. Mehr habe ich nicht als Nachweis zu präsentieren.

So, jetzt habe ich die allerletzten Geheimnisse meines Lebens preisgegeben. Et si ils sont pas contents avec ca, ils n'ont qu'à aller se torcher le c.. avec. Voilà!

Dernier commentaire: ces pauvres enfoirés peuvent également passer un coup de fils à la directrice de la filliale de Pontorson. Elle m'envoie mes relevés de compte depuis des années à mon adresse d'Erlangen. Mais bon, c'est évidemment pas une preuve non plus...! ILS ME SOULENT !!!

Unterdessen waren wir ja auch nicht vollkommen untätig: wer in Frankreich eine Wohnung (oder Haus), in welchem Zustand auch immer, erwerben möchte, muss einen ganzen Haufen Papiere verlangen: Ungezieferbescheid (der immerhin ist irgendwie bruhigend), m²-Bescheid (gegen den darf man Einspruch erheben, sollten die verkauften m² nicht in der besagten Wohnung vorzufinden sein - dafür braucht man aber sicherlich ordentlich Nerven...), Bleivorkommen (immer, und wenn's nur in der Wandfarbe ist. Die Frage ist also nicht ob sondern wieviel) und so weiter. Mein Favorit: der Energiebescheid. Der bescheided uns beispielsweise, dass wir ziemlich viel Energie verpulvern. Was für einen Bau aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts auch leider zu erwarten ist. Dazu gibt's dann dufte Tips wie Fenster schliessen wenn's kalt ist.
Jedenfalls will sich ein potenzieller Käufer natürlich bitteschön all diese Bescheide reinziehen und anhand der Resultate den genauen Wert seines Objektes der Begierde abschätzen. Dafür ist nämlich die Phase zwischen der Unterzeichnung der "Promesse de Vente", bei uns im Dezember, und der Unterzeichnung des "Acte de vente", bei uns Ende März, gedacht. Dafür und damit die Käufer ihren Kredit inzwischen beantragen können.

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